Niedergelassene Ärzte könnten besser geschützt werden, wenn sie über Testergebnisse von Patienten in ihrer Umgebung informiert werden. Die Ärztekammer fordert nun mehr Informationen über Corona-Testergebnisse. Eine Umfrage zeigt indes eine Entlastung in Wien.
„Wir brauchen dringend eine gesetzliche Bestimmung, wonach die Behörden verpflichtet sind, Ärztinnen und Ärzte unverzüglich über bestätigte Infektionsfälle, aber auch über negative Testungen in ihrem Umkreis sowie getroffene Maßnahmen zu informieren“, fordert Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres. Das Vorenthalten dieser Informationen bringe Ärzte „in zusätzliche unnötige Infektionsgefahr“. Die Maßnahmen seien sowohl zum Schutz der Patienten als auch der Ärzte dringend notwendig, betonte Szekeres in einer Aussendung. Mediziner würden ohnehin der ärztlichen Schweigepflicht unterliegen.
„Wenn wir diese Informationen nicht erhalten, droht als Folge, dass wir Ärztinnen und Ärzte wegen Quarantänemaßnahmen Ordinationen sperren müssen – und das zu einem Zeitpunkt, an dem der Höhepunkt der Pandemie noch bevorsteht“, sagte auch ÖÄK-Vizepräsident Johannes Steinhart. „Die Versorgung durch die niedergelassene Ärzteschaft darf auf keinen Fall zusammenbrechen“, schloss sich Edgar Wutscher, Obmann der ÖÄK-Bundessektion Allgemeinmedizin (BSAM) an, die eine entsprechende Resolution beschlossen hat.
In Wien dürften sich indes viele Menschen an den Appell halten, zwecks Eindämmung des Virus nur in dringenden Fällen einen Arzt aufzusuchen. Die Ärztekammer berichtete, dass 89 Prozent der niedergelassenen Mediziner in den vergangenen zwei Wochen teils deutlich weniger Patientenaufkommen verzeichneten. Zwei Drittel jener niedergelassenen Ärzte mit Patientenschwund gaben in einer vom Meinungsforschungsinstitut „Peter Hajek Public Opinion Strategies“ durchgeführten Umfrage an, mehr als 50 Prozent weniger Aufkommen in ihren Praxen zu haben. Weitere 20 Prozent sahen ein Minus von 25 bis 50 Prozent. Gleichzeitig bieten inzwischen 97 Prozent der befragten Ärzte nach eigenen Angaben Telemedizin an, was von einem Großteil der Patienten auch positiv angenommen werde.
Der Wiener Ärztefunkdienst schichtet nun bei den Testungen von Corona-Virus-Verdachtsfällen um: Ab sofort werden die Abstriche aus Nase und Rachen nur noch von Sanitätern durchgeführt, teilte die Wiener Ärztekammer am Donnerstag mit. Damit werden die Mediziner, die das bisher gemacht habe, für einen steigenden Bedarf an ärztlicher Nachbetreuung freigespielt. „Für den Abstrich ist keine ärztliche Expertise notwendig“, argumentierte der ärztliche Leiter des Ärztefunkdiensts, Ernest Zulus, die neue Vorgangsweise. Er erwartet in den nächsten Wochen einen deutlichen Anstieg des Patientenaufkommens auch beim Ärztefunkdienst. „Alle Experten gehen von einem Höhepunkt der Corona-Krise Mitte bis Ende April aus“, so der ärztliche Leiter. Hier müsse man rechtzeitig Vorkehrungen treffen, um genügend ärztliches Personal zur Verfügung zu haben, wenn Corona „mit voller Wucht“ auch den Ärztefunkdienst treffe. Derzeit sind beim Ärztefunkdienst tagsüber 28 und in der Nacht zehn Autos für Corona-Einsätze unterwegs. Insgesamt versehen 348 Sanitäter und 187 Ärzte ihren Dienst beim Ärztefunkdienst. Zusätzlich gibt es noch 42 Mediziner am Telefon. (red)
Steinhart: SARS-Cov-2-Plan mit Ärztefunkdienst schützt Wien