Der US-amerikanische Pharmakonzern Pfizer will gemeinsam mit dem deutschen Biotech-Unternehmen BioNTech bereits Ende April eine erste Studie für einen Covid-19-Impfstoff starten. Insgesamt steigt die Zahl der Corona-Impfstoffprojekte weltweit.
Die Entwicklung des Pfizer-Impfstoffs basiert auf der sogenannten mRNA-Technologie, die den herkömmlichen Herstellungsprozess stark vereinfachen und verkürzen könne, heißt es in einer Aussendung von Pfizer. Denn mRNA-Impfstoffe beinhalten nicht das Antigen des Virus, gegen das der Körper einen Schutz aufbaut, sondern lediglich den genetischen Bauplan dafür. Dieser Bauplan wird bei der Injektion des Impfstoffs in Körperzellen eingeschleust, und in der Folge produziert die Körperzelle selbst das Antigen. Bisher ist noch kein Impfstoff mit dieser Technologie auf dem Markt. Daher seien bei vielen Forschungsansätzen noch offene Fragen zu klären, wurde eingeräumt. Bei der Suche nach einem COVID-19-Medikament hat der Pharmakonzern seine Forschungs-Datenbank auf antivirale Substanzen durchsucht und dabei eine Substanz gefunden, die Aktivität gegen SARS-CoV-2 aufweist. Diese Substanz wird nun in präklinischen Studien untersucht, und bei Erfolg soll im dritten Quartal 2020 eine klinische Untersuchung starten.
Nach Angaben des deutschen Verbands der forschenden Pharmaunternehmen (vfa) sind inzwischen mindestens 77 Impfstoffprojekte angelaufen. Damit hat sich die Zahl sei Mitte März fast verdoppelt, als noch von mindestens 39 Projekten die Rede war. Laut vfa hat bei fünf Projekten bereits die klinische Erprobung an Freiwilligen begonnen, dabei handelt es sich neben Pfizer um Impfstoffe des US-Biotechkonzerns Moderna, der chinesischen CanSino Biologicals, der US-Firma Inovio sowie zwei Projekte des chinesischen Shenzhen Geno-Immune Medical Instituts.
Die Chefin des britischen Pharmakonzerns GlaxoSmithKline Emma Walmsley hat indes die Branche zur Zusammenarbeit bei der Entwicklung eines Impfstoffes gegen das neuartige Coronavirus aufgerufen. Die Welt benötige mehr als einen Impfstoff, daher müssten die Arzneimittelhersteller bei der Entwicklung ihre Kräfte bündeln, sagte sie der BBC am Mittwoch. Wissenschafter hatten wiederholt betont, dass es noch bis zu 18 Monate dauern dürfte, bis es einen Impfstoff gibt. Dieser Einschätzung schließt sich auch der Vorstandschef des Darmstädter Pharma- und Spezialchemiekonzerns Merck an. „Viele gehen davon aus, dass wir in zwölf bis 18 Monaten einen Impfstoff haben, wenn wir Riesenglück haben“, sagte Merck-Chef Stefan Oschmann dem Nachrichtensender „ntv“. „Früher hätte es vielleicht sieben Jahre gedauert, einen Impfstoff zu haben, wir sprechen jetzt von zwölf bis 18 Monaten.“ Auch Merck beteilige sich an der Forschung: „Wir hoffen, dass wir innerhalb von einigen Wochen Zwischenergebnisse haben.“
Der US-Arzneimittelkonzern Eli Lilly hat in der Zwischenzeit nach eigenen Angaben mit klinischen Tests zur Erprobung von Therapien zur Behandlung der Lungenkrankheit COVID-19 begonnen. Eli Lilly erprobt ein Medikament, das bisher zur Behandlung von Neurodermitis eingesetzt worden ist. Das Unternehmen habe eine Vereinbarung mit dem Nationalen Institut für Allergien und Infektionskrankheiten geschlossen, um die Wirksamkeit und Sicherheit des Wirkstoffes Baricitinib in diesem Zusammenhang zu untersuchen, gab das Unternehmen bekannt. Die neue Studie solle noch im April in den USA anlaufen und später auf Europa und Asien ausgeweitet werden, erklärte das Unternehmen. Mit Ergebnissen werde binnen zwei Monaten gerechnet. (APA)