Eine Studie aus Deutschland analysierte die Daten von fast zwei Millionen Versicherten. Es ist eine der ersten großen Analysen zu Covid-19 und Autoimmunerkrankungen.
Menschen, die eine Covid-19-Infektion hinter sich haben, leiden deutlich häufiger an einer Autoimmunerkrankung als jene ohne Covid-19-Diagnose. Das ergibt eine Studie aus Deutschland, welche ein Teil des Projekts „Postakute gesundheitliche Folgen von COVID-19“ des Robert Koch Instituts war. Die Analysen der Daten von rund zwei Millionen Versicherten zeigen: Bei Menschen mit einer durch einen PCR-Test nachgewiesenen Corona-Infektion, kamen 15,05 Diagnosen auf 1.000 Versichertenjahre. Bei Personen ohne SARS-COV-2-Infektion waren es nur 10,55 Diagnosen, wie das Deutsche Gesundheitsportal berichtet.
Besonders oft wurden Entzündungen der Blutgefäße wie Morbus Wegner, Morbus Behcet oder Arteriitis temporalis mit einer Covid-19-Infektion in Verbindung gebracht. Die Ergebnisse beziehen sich auf den Wildtyp des Virus. „Dies ist eine der ersten großen kontrollierten Kohortenstudien zu COVID-19 und Autoimmunerkrankungen. Die umfangreiche Datengrundlage unserer Partner erlaubt uns, Aussagen zu bleibenden Folgen der COVID-19-Pandemie zu treffen. In allen Alters- und Geschlechtsgruppen traten Autoimmunkrankheiten in der Zeit nach der Infektion signifikant häufiger auf“, sagt Jochen Schmitt vom Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden. Die großangelegte Analyse entstand durch eine Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Evidenzbasierte Gesundheitsversorgung (ZEGV), der Medizinischen Fakultät der TU Dresden, von AOK PLUS, BARMER, DAK-Gesundheit, IKK classic, Techniker Krankenkasse und dem Institut für angewandte Gesundheitsforschung Berlin.
Für die Studie wurden Daten von rund 640.000 Personen mit labormedizinisch nachgewiesener Covid-19-Erkrankung im Jahr 2020 verwendet, darunter 76.000 mit vorbestehender Autoimmunerkrankung. Auf jede mit dem Virus infizierte Person kamen drei nichtinfizierte Personen, wobei Alter, Geschlecht, Vorerkrankungen sowie Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen und Nachbeobachtungszeit vergleichbar waren. Alle Teilnehmenden wurden hinsichtlich 41 vorab festgelegter Erkrankungen verglichen, die drei bis 15 Monate nach Infektions- beziehungsweise Einschlussdatum neu dokumentiert wurden. Davon wiesen 30 eine hinreichend große Inzidenz auf, um Schätzwerte auszuweisen. Laut Forschenden seien weitere Analysen notwendig, um die Zusammenhänge besser verstehen zu können. „Künftige Analysen sollten einen Fokus auf chronische Erkrankungen legen, die in der Pandemie entstanden sind. Zudem ist es wichtig, die Krankheitslast, die uns womöglich lange erhalten bleibt, zu quantifizieren“, erklärt Schmitt. (red)
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