Nicht nur die Zahl der intensivpflichtigen Patienten, sondern offenbar auch deren Zustand bringen die Spitäler und das Personal derzeit ans Limit. In einem emotionalen Internetvideo appellieren Tiroler Spitalsärzte an die Bevölkerung, die Schutzmaßnahmen ernst zu nehmen.
Rund 12,6 Tage liegen schwerkranken COVID-19-Patienten auf einer Intensivstation, hieß es von Seiten der Gesundheit Österreich GmbH vor zwei Wochen. Meldungen aus Krankenhäusern deuten nun allerdings darauf hin, dass die Belagsdauer deutlich länger ist. So wird etwa Ewald Wöll, ärztlicher Direktor des Krankenhauses Zams in Tirol, in der Tiroler Tageszeitung mit der Aussage zitiert, dass Patienten im Schnitt 33 Tage auf der Intensivstation behandelt werden mußten. „Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer eines COVID-19-Patienten auf der ICU beträgt rund drei Wochen“, teilt wiederum die Vorarlberger Krankenhausbetriebs GmbH auf RELATUS-Anfrage mit. Nachsatz: „Wichtig scheint es uns hervorzuheben, dass die durchschnittliche Aufenthaltsdauer eines Nicht-COVID-19-Patienten auf der ICU bei 5 bis 7 Tage beträgt.“
Das belastet auch die Beschäftigten in den Krankenhäusern zunehmend, wie ein Rundruf der Austria Presse Agentur in den Bundesländern ergab. So sieht etwa ein Wiener Personalvertreter die Gefahr des Ausbrennens von Mitarbeitern. Dazu komme, dass die Arbeit auch psychisch belastend sei. Der Vorsitzende der Gesundheitsgewerkschaft in der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD), Reinhard Waldhör, kritisiert fehlende Erholungsphasen: „Wir sind seit März im Krisenmodus.“ Die größte „körperliche, anspannungstechnische Belastung“ verortete der Pflegedirektor am Krankenhaus in Hall in Tirol, Stephan Palaver, im intensivmedizinischen Bereich. „Das Pflegepersonal arbeitet in vier- bis fünfstündigen Schichten im Isolierzimmer. Während dieser wird weder gegessen noch getrunken, die Leute können auch die Toilette nicht aufsuchen.“
In Tirol wendeten sich Spitalsärzte und Pflegepersonal am Donnerstag auch in einem emotionalen Youtube-Video an die Bevölkerung und riefen dazu auf, die Corona-Schutzmaßnahmen einzuhalten. (rüm)
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