Während rund um Covid-19 weltweit viele noch nicht erprobte Therapieprinzipien und Wirksubstanzen auftauchen, laufen derzeit massiv Studien mit Remdesivir des US-Pharmakonzerns Gilead.
„Wir arbeiten derzeit mit noch nie dagewesener Geschwindigkeit, um die Sicherheit und die Wirksamkeit als Behandlung für Covid-19 zu bestimmen und die Produktionskapazitäten zu erhöhen. Mehr als 1.700 Patienten haben das Medikament bereits im Rahmen unseres ‚Compassionate Use Programms’ bekommen“, heißt es vonseiten des US-Konzerns. Das Arzneimittel wurde auf der Basis individueller Heilversuche auch von österreichischen Kliniken verwendet.
Es handelt sich um ein „investigational“ Medikament mit potenziell breitem antiviralen Effekt. Aussagekräftige Ergebnisse an Covid-19-Patienten sind demnächst zu erwarten. Die Substanz ist ein sogenanntes Nukleotid-Analogon. Es ähnelt dem Erbgutbestandteil Adenosin. SARS-CoV-2 benötigt auch Adenosin für die Replikation seiner RNA-Erbsubstanz. Der falsche Baustein wird in die Erbsubstanzkette eingebaut und führt zum Abbruch des Prozesses. Das hemmt die Virusvermehrung. Das Wirkprinzip ist seit der Entwicklung der ersten Anti-HIV-Medikamente bekannt. Remdesivir soll relativ breit wirken: bei SARS-, MERS-CoV, Ebola- und Marburg-Fieber-Erregern. Vor Covid-19 wurde es jedenfalls bei SARS-CoV- und MERS-CoV-Patienten verwendet. Aus Tiermodellen bei Ebola- und Marburg-Virus-Infektionen. Mehr als 500 Patienten mit Ebola-Erkrankungen wurden damit behandelt.
Bis zum 25. März dieses Jahres wurden in den internationalen Registern für klinische Forschung sieben randomisierte Studien verzeichnet. Sie sollen rund 5.600 hospitalisierte Covid-19-Patienten umfassen. Zum Teil handelt es sich auch um Vergleichsstudien mit anderen potenziell wirksamen Medikamenten wie dem HIV/Aids-Medikament Ritonavir/Lopinavir oder dem Malariamedikament Chloroquin. Diese Studien laufen bereits. Auch das weltweit angesehene nationale US-Institut für Infektionen und allergische Erkrankungen (NIAID) mit Anthony Fauci als Chef hat eine verblindete und Placebo-kontrollierte Studie mit Remdesivir gestartet. Große Phase-III-Studien zur Wirksamkeit des Medikaments bei Covid-19-Patienten mit schwerem oder moderatem Krankheitsverlauf gibt es mit insgesamt fast 900 Patienten in China.
Der US-Konzern hat seine Bereitschaft bekundet, die gesamte derzeit vorhandene Produktionsmenge an Remdesivir kostenfrei abzugeben. Das sind 1,5 Millionen Dosen. Sie reichen bei einer geschätzten durchschnittlichen Behandlungsdauer von zehn Tagen für rund 140.000 Patienten. Bis Ende des Jahres will man die Möglichkeit schaffen, genügend Wirkstoff für mehr als eine Million Behandlungszyklen zu produzieren. (red/APA)