Das ist die Arzneipflanze 2025

© Hermann Stuppner

Die Herbal Medicinal Products Platform Austria hat die diesjährige Arzneipflanze gewählt. Sie ist nicht nur in der Medizin, sondern auch in der Küche beliebt. 

Nach dem Safran im Vorjahr ist heuer die Artischocke zur Arzneipflanze des Jahres gewählt worden. Die Artischocke (Cynara cardunculus L.) wird als Blattdrogenpflanze angebaut und hat eine über 2.000 Jahre alte Tradition als Heilpflanze. Die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) stuft Zubereitungen aus Artischocken als traditionelle Arzneimittel zur symptomatischen Behandlung gastrointestinaler Störungen wie Dyspepsie, Völlegefühl, Meteorismus, Flatulenz etc. ein. Auch eine cholesterinsenkende und choleretische Wirkung wird von der EMA anerkannt. 

Die positiven Wirkungen auf das menschliche Verdauungssystem werden durch die besonderen Inhaltsstoffe vermittelt: Artischockenblätter sind reich an Mono- und Dicaffeoylchinasäuren (Polyphenole wie Chlorogensäure und Cynarin) und Flavonoiden. Außerdem finden sich in den Blättern noch ätherisches Öl, Phytosterole, Triterpensaponine, Fettsäuren, Gerbstoffe sowie Sesquiterpen-Bitterstoffe, wie das Cynaropikrin. Die pharmakologisch aktiven Polyphenole fördern die Gallensekretion, schützen die Leber und senken Blutfettwerte. Bitterstoffe tragen wesentlich zur verdauungsfördernden Wirkung bei, indem sie die Produktion von Verdauungssäften anregen, weiß HMPPA-Vizepräsident Christian Gruber vom Zentrum für Physiologie und Pharmakologie der Medizinischen Universität Wien. Für die Qualität der aus Artischockenblättern gewonnenen Arzneimittel sind vor allem Caffeoylchinasäuren von Bedeutung, die einen Gehalt von mindestens zwei Prozent der der getrockneten Blätter ausmachen sollten, erklärt Simone Moser vom Institut für Pharmazie und Pharmakognosie der Universität Innsbruck.  

„Neben den etablierten Anwendungsgebieten gibt es vielversprechende Hinweise auf ihren Nutzen bei der Behandlung des metabolischen Syndroms, einer Kombination von Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck und Diabetes und dem Reizdarmssyndrom“, fügte HMPPA-Präsident Hermann Stuppner hinzu. „Diese neuen Indikationen könnten das therapeutische Einsatzspektrum der Artischocke in der modernen Medizin erheblich erweitern.“ Die HMPPA sprach im Rahmen der Präsentation der Arzneipflanze 2025 über die Notwendigkeit, klinische Studien zur Wirkung der Artischocke mit größeren Fallzahlen durchzuführen. (kagr)