Ärztevertreter haben am Wochenende die Maßnahmenverschärfungen begrüßt. An die Bevölkerung wurde aber auch appelliert, nicht auf notwendige Arztbesuche zu verzichten. Die Ordinationen hätten weiter geöffnet.
Ohne Gegensteuern drohe Österreich, die Kontrolle über das Geschehen zu verlieren, sagte Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, am Wochenende. „Die neuen Maßnahmenverschärfungen der Regierung sind alternativlos und daher klar zu befürworten.“ Wenn der Anstieg der Infektionszahlen nicht zurückgeht, könnte Österreich die Kontrolle über das Geschehen verlieren. Das müsse unbedingt vermieden werden.“ Auch wenn es zunehmend schwerfalle, „wir alle müssen uns jetzt an die Maßnahmen halten, damit wir diese Pandemie gemeinsam meistern.“
Trotz der weiteren Einschränkungen stünden die Ordinationen uneingeschränkt und im vollen Umfang zur Verfügung, hieß es aus der Ärztekammer für Wien. „Schon am Beginn der Pandemie, als Österreich während des ersten Shutdowns auf Minimalbetrieb heruntergefahren wurde, haben die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte ihre Ordinationen offen gehalten und somit die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung auch während der Krise garantiert“, betont Szekeres. Dasselbe gelte nun auch für den zweiten Lockdown. Kassenärzte würden damit ihren Versorgungsauftrag auf Basis der Verträge mit den Krankenkassen erfüllen, aber auch die Wahlärzte würden aus ärztlichem Ethos und selbstverständlicher medizinischer Pflichterfüllung heraus die Aufrechterhaltung der medizinischen Versorgung im niedergelassenen Bereich garantieren.
Eine gute Alternative in Wien sind die sogenannten Schnupfen-„Checkboxen“. Diese bieten einen niederschwelligen Zugang zu medizinischen Leistungen, wenn man grippeähnliche Symptome wie Schnupfen, Fieber, Husten oder Halsschmerzen hat. Vorerst an zwei Standorten positioniert, sollen die Checkboxen in der Folge sukzessive auf maximal 30 Standorte, verteilt über ganz Wien, erweitert werden, betont Johannes Steinhart, Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer für Wien. „Durch exakte Terminvereinbarungen haben wir gemeinsam mit der Gemeinde Wien zudem sichergestellt, dass es zu keinen Warteschlangen vor den Containern kommen wird, womit auch hier entsprechende Vorkehrungen getroffen wurden, ein mögliches Ansteckungsrisiko entsprechend zu minimieren.“
Auch die österreichischen Fachärzte für Innere Medizin in den niedergelassenen Praxen werden jedenfalls in möglichst hohem Umfang für die Patienten da sein, heißt es aus der Fachgesellschaft. Nahezu alle Internisten würden trotz des harten Lockdowns ihre Ordinationen für die Gesundheit der Bevölkerung geöffnet halten. Sollte es aufgrund des Lockdowns zu Einschränkungen in den Spitalsambulanzen kommen, können die Patienten nach telefonischer Terminvereinbarung auch die Ordinationen aufsuchen.
Die Stadt Wien bittet indes pensionierte Ärzte und Pfleger um Mithilfe in Spitälern. Frühere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die maximal zwei Jahre im Ruhestand sind, werden dieser Tage vom Gesundheitsverbund kontaktiert und gefragt, ob sie die – wegen der vielen Corona-Patienten – zusehends überlasteten Krankenhausteams freiwillig unterstützen möchten. (red)
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