Bei der Diskussion um personenbezogene Gesundheitsdaten kommen zwischen Cyber Security, Fake News, Datenschutz und Forschungsfragen oft Abstufungen zum Umgang mit Daten zu kurz, kritisiert die Ärztekammer.
„Daten sind heute das Rückgrat unserer Welt“, betonte Thomas Szekeres, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, in Rahmen einer Pressekonferenz zu Wochenbeginn. Sie sind die Grundlage für politische Entscheidungen von höchster Tragweite, wie wir im aktuellen Pandemieverlauf täglich festgestellt haben. „Datenverknüpfungen könnten beispielsweise in einer Pandemie, wie wir sie aktuell noch erleben, ein wichtiges Werkzeug sein. Das Gute ist, dass wir die Daten ja schon haben – es fehlt nur die Verknüpfung“, sagte Szekeres. Wenn beispielsweise die Daten der Gesundheitsbehörden mit den Medikationsdaten abgeglichen werden könnten, „selbstverständlich anonymisiert oder pseudonymisiert“, könnten schnell Zusammenhänge zwischen verabreichten Medikamenten und Krankheitsverläufen hergestellt werden. „Im Idealfall finden wir dann Medikamente, die vor schweren Verläufen schützen – so können Spitäler und damit das Gesundheitssystem entlastet und Patientinnen und Patienten vor Aufenthalten auf Intensivstationen oder Schlimmerem geschützt werden“, betonte Szekeres.
Äußerst hilfreich wäre auch die Verknüpfung der Impfdatenbank mit der Infektionsdatenbank. „Das Coronavirus ist leider sehr heimtückisch, und seine Mutationen sind durchaus aufmerksam zu beobachten. Wenn wir nun die Impfdatenbank mit der Infektionsdatenbank verknüpfen, sind wir schnell informiert, sollten die Infektionszahlen unter den geimpften Menschen steigen. Das könnte auf neue Varianten hinweisen, die sogenannte Impfdurchbrüche verursachen“, appellierte Szekeres. Selbstverständlich würde die Verknüpfung anonymisiert stattfinden. Es gehe nicht darum, Daten von einzelnen Personen abzufragen, sondern um generelle Aussagen über die Wirksamkeit beim Impfschutz. „Im Optimalfall gibt es eine regionale Unterscheidungsmöglichkeit, um schnell lokale Ausbrüche von etwaigen Mutationsvarianten feststellen zu können. Hier ist eine schnelle Information doppelt sinnvoll, denn mit raschen Gegenmaßnahmen kann die Ausbreitung eventuell noch eingedämmt werden“, sagte Szekeres.
„Die Diskussion um die Sicherheit von personenbezogenen Gesundheitsdaten bewegt sich in Österreich grundsätzlich im Spannungsfeld zwischen der Notwendigkeit, mit diesen Daten sicher und sorgfältig umzugehen, und der Sorge, dass sie in die falschen Hände kommen“, sagte Cornelius Granig, Leiter des Bereichs Cyber Security und Krisenmanagement beim Beratungsunternehmen Grant Thornton Austria. Die häufigste Meldung von Problemen mit der Sicherheit von Gesundheitsdaten basiere auf der Grundlage von Cyber-Angriffen: Betroffene Krankenhäuser und andere Gesundheitsdiensteanbieter müssen eine Meldung bei der Datenschutzbehörde machen. Viele Angriffe im Gesundheitsbereich würden allerdings nicht extern, sondern von intern kommen, sagte Granig. Meist würden dabei personenbezogene Gesundheitsdaten unrechtmäßig ausgedruckt oder auf einen Memory Stick kopiert, um die betroffene Einrichtung oder sogar Patienten zu erpressen. „Beide Angriffsmuster illustrieren, dass Gesundheitsdaten ein sehr wertvolles Gut darstellen, dessen Verschlüsselung oder Diebstahl zu großen Problemen führen. Aus diesem Grund ist es wichtig, umfangreiche Maßnahmen für die Computersicherheit zu ergreifen“, sagte Granig, der neben der physischen Hygiene, die gerade bei Gesundheitsdiensteanbietern eine herausragende Rolle spiele, die Wichtigkeit der „Cyberhygiene“ betonte.
„Während in tendenziösen Fake-News häufig von „Datenkraken“, „Menschenversuchen“ und unverantwortlichen „Big-Data“-Maßnahmen gesprochen wird, geht häufig die Frage der für die Gesellschaft positiven Verwendung von Gesundheitsdaten für die Forschung unter. Wenn man personenbezogene Gesundheitsdaten sicher verarbeitet und speichert, stellen sie, wie schon erwähnt, einen großen Datenschatz dar, aus dem wichtige Erkenntnisse gewonnen werden können“, sagte Granig. Die Verwendung von Gesundheitsdaten für die Forschung sei in Österreich durch das Forschungsorganisationsgesetz (FOG) geregelt, habe aber bisher nicht wirklich beginnen können, da bisher eine gemeinsame, vom Gesundheits- und Wissenschaftsminister unterschriebene Verordnung fehlt. (red)