Vorarlbergs Ärztekammer und die Landesregierung sind gegen Pauschalvergütung für Kassenärzt:innen. Das fürchtet einen Druck auf die eigenen Spitäler.
Die duale Finanzierung zwischen niedergelassenem Bereich und Spitalsbereich mit Zuständigkeiten bei Kassen beziehungsweise Ländern lässt wieder einmal grüßen: Vorarlbergs Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) und Ärztekammerpräsident Burkhard Walla lehnen Ideen, Kassenärzt:innen über einen österreichweiten Gesamtvertrag pauschal zu entlohnen, ab. Der Reformschritt könnte zu einem Rückschritt in der niedergelassenen Versorgung Vorarlbergs führen, so Walla und Rüscher am Freitag. Eine Nivellierung der bestehenden Honorare nach unten könnte zu einer Abwanderung ins Wahlarztsystem – oder in die Spitäler – führen. Und Letzteres müsste dann das Land bezahlen.
Derzeit bestehen in den Bundesländern unterschiedliche Honorarsysteme und Leistungskataloge für Kassenärztinnen. „Werden die Honorare pauschaliert, besteht die Gefahr, dass beispielsweise aufwändige Untersuchungen, die bisher extra abgegolten werden, nicht mehr in den Ordinationen durchgeführt werden und die Patientinnen und Patienten stattdessen in die ohnedies überfüllten Spitalambulanzen überwiesen werden“, fürchtet Rüscher. Ihr Argument: Eine Vereinheitlichung würde so dem Leistungsprinzip zuwiderlaufen, Patient:innen müssten noch mehr Wege in Kauf nehmen.
Eine Pauschalierung würde weiters wohl kaum auf die unterschiedlichen Lebenshaltungskosten in den Bundesländern Rücksicht nehmen, sagt Walla. Eine Nivellierung nach unten könnte dazu führen, dass Vorarlbergs Kassenmediziner:innen deutlich weniger verdienen. Dann würden weitere Ärzte:innen ihren Kassenvertrag kündigen und das Kassensystem folglich ausgedünnt. Die 300 Mio. Euro, die die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) vom Bund für den Ausbau des niedergelassenen Bereichs erhält, sieht man in Vorarlberg in einer Attraktivierung der Kassenstellen besser eingesetzt. So brauche es Entbürokratisierung, mehr Familienfreundlichkeit, leistungsgerechte Entlohnung und eine sinnvolle Patientenlenkung. (red/APA)