Die staatliche Krisenkoordination Gecko steht dem von der Regierung verfügten Ende der Corona-Quarantäne skeptisch gegenüber. Gefordert werden auch Impfanstrengungen.
In der aktuellen Situation sei der Wegfall der Isolierung positiv Getesteter „mit einer Reihe von unkalkulierbaren Risiken verbunden“, heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Bericht aus der jüngsten Gecko-Sitzung. Wie sich der Verzicht auf die Quarantäne auswirkt, könne man „derzeit nicht präzise angeben“. Für „nicht sinnvoll“ hält Gecko den Vergleich mit anderen Staaten – den Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) und auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) als Argument vorgebracht haben. Es gebe wesentliche Unterschiede, merkte Gecko an: So seien die Durchimpfungsraten in Spanien oder Dänemark viel höher, teils andere Impfstoffe verwendet worden – und zudem habe man in anderen Ländern diesen Schritt eigentlich immer bei steil nach unten abfallender Neuinfektionskurve gesetzt.
Die Expert:innen unterstrichen zudem, dass beim Verzicht auf die Isolierung Corona-Infizierter „Anstrengungen in anderen Bereichen“ erhöht werden müssten, vor allem um vulnerable Personen zu schützen – etwa die Anzahl der Tests in diesen Bereichen zu erhöhen. Dringend geboten sind aus Sicht der Gecko-Expert:innen Anstrengungen für einen besseren Impfschutz. Österreich weise mit nur 56 % einen sehr niedrigen Anteil abgeschlossener Grundimmunisierung auf. Angesichts der noch stärker ausgeprägten Immunflucht der neuen Varianten BA.4/5 müsse „unmittelbar und mit Nachdruck“ die vierte Impfung für die ältere Bevölkerung empfohlen werden. Die seitens der Regierungsvertreter betonte Hoffnung auf Eigenverantwortung teilen die Expert:innen nicht recht: Die Lockerung von Pandemiemaßnahmen könne, wie man schon früher gesehen habe, als Signal einer geringen Gefahr interpretiert werden.
Die Virologin Dorothea van Laer hält den – mit dem Quarantäne-Ende möglichen – Einsatz Corona-infizierten Personals in der Pflege vulnerabler Menschen „aus medizinischer Sicht nicht für verantwortbar“. Die Ärztekammer ortet noch viele Fragen – „zu viele, um einen Spitalsbetrieb ordentlich planen zu können“, kritisiert Harald Mayer, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der angestellten Ärzte. Ungeklärt sei etwa noch die Frage, wer die Zutrittsregelungen zu den Spitälern kontrolliert und wer überwacht, wer unter welchen Umständen arbeiten darf und wer dabei unter welchen Voraussetzungen Patientenkontakt haben darf. Es brauche maximale Sicherheit – sowohl für die Patient:innen, aber auch für Ärzt:innen und andere Gesundheitsberufe. (APA/red)