Deutliche Rückgänge bei Vorsorgeuntersuchungen

Am Donnerstag wurden neue Zahlen im Bereich der Vorsorge präsentiert. Und die sehen nicht gut aus: So gab es etwa 15 Prozent weniger Vorsorge-Koloskopien. Mediziner warnen: „Darmkrebs kennt keinen Lockdown!“

Darmkrebs ist in Österreich die dritthäufigste Krebserkrankung. Laut Statistik Austria erkrankten 2018 exakt 4.563 Menschen, 2.569 Männer (elf Prozent aller Krebserkrankungen) und 1.994 Frauen (zehn Prozent). In der Corona-Krise sank die ohnehin nicht sehr hohe Zahl der Vorsorge-Koloskopien drastisch. 2020 verzeichnete man eine Reduktion um 14,82 Prozent. Experten prognostizierten bei einem Pressegespräch in Wien eine signifikante Zunahme und forderten Maßnahmen. Derzeit würden deutlich weniger Vorstufen entdeckt, mahnten Mediziner und riefen alle über 50-jährigen dazu auf, einen Termin zu vereinbaren.

Die Regelungen für kostenlose Vorsorge-Koloskopien variieren von Bundesland zu Bundesland, ebenso deren Inanspruchnahme: Während Vorarlberg auf rund 30 Prozent kommt, liegt Wien bei 16 bis 18 und Niederösterreich nur neun, sagte der Chirurg und Darmspezialist Friedrich Weiser. Viele Patienten wüssten wenig über neue, schmerzfreie Methoden, so der Spezialist, der von einem „neuen Level in Diagnostik und Therapie“ sprach.

Im Rahmen des Qualitätszertifikates Darmkrebsvorsorge ist die „Sanfte Koloskopie“ standard. Ob und inwieweit Kosten für „Dämmerschlaf“ von der Sozialversicherung übernommen werden kann individuell pro Arzt (bundesweit) variieren. Die Lockdowns 2020 und 2021 hätten der ohnedies stark unterrepräsentierten Darmkrebs-Vorsorge einen starken Dämpfer beschert, warnten die Mediziner. Ordinationen sollten sich auf Akutfälle beschränken, viele Patienten hätten keine oder keine absehbaren Vorsorge-Termine bekommen. Darüber hinaus stornierten andere ihre Koloskopie auf unbestimmte Zeit. Erste Auswirkungen sehen die Spezialisten bereits: Das Verhältnis aus Vorstufen und Krebs habe sich in Richtung Krebs verschoben. Die Folgen dieses Rückstands werden von einigen Experten als „fatal“ eingeschätzt. (red)

Informationen zur Darmkrebsvorsorge