Digitalisierung: Fehlende Akzeptanz als Bremser

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Eine aktuelle Studie analysierte die digitale Transformation im österreichischen Gesundheitswesen – mit teils überraschenden Ergebnissen.

Das Thema der Digitalisierung im Gesundheitswesen ist allerspätestens seit Bekanntwerden des Mottos der jüngsten Gesundheitsreform – digital vor ambulant vor stationär – bei allen Akteur:innen im System angekommen. Doch was genau heißt das eigentlich und wie weit ist Österreich hier schon? Die Studie „Das österreichische Gesundheitswesen: digital.ambulant.stationär“ des Beratungsunternehmens KPMG in Zusammenarbeit mit SOLVE Consulting bringt Antworten. Rund 190 Personen aus dem Gesundheitssektor wurden befragt und die Mehrheit davon ist sich einig: Den ersten Platz bei den größten Herausforderungen der Digitalisierung nehmen mit 68 Prozent weiterhin die Komplexität der IT-Strukturen und die damit verbundenen Schnittstellen ein, gefolgt von internen Hürden: Beinahe die Hälfte (48 Prozent) der Befragten sieht die Akzeptanz neuer Strukturen und Prozesse als Herausforderung an und 39 Prozent nennen fehlendes Know-how. „Um die Akzeptanz zu steigern und die Vorteile der Digitalisierung voll ausschöpfen zu können, benötigt es spezialisierte Fähigkeiten und begleitende Maßnahmen wie Schulungen, Kommunikationsmaßnahmen und strukturierte Veränderungsbegleitung“, erläuterte Magdalena Sattelberger, Geschäftsführerin von SOLVE Consulting.

Österreichische Gesundheitseinrichtungen zeigen laut der Studie aber bereits „beachtenswerte“ Fortschritte und eine zunehmende Bereitschaft, digitale Lösungen in den Dienst des Menschen zu stellen. „Vor allem KI wird die Digitalisierung im Gesundheitswesen, sowohl im ambulanten als auch im stationären Bereich, in naher Zukunft enorm beschleunigen“, meint Kathrin Bruckmayer, Partnerin bei KPMG und Expertin für Digitalisierungsthemen im Gesundheitsbereich. Das größte Potenzial von Künstlicher Intelligenz – und Digitalisierung im Allgemeinen – sehen Organisationen im Gesundheitssektor in den kommenden fünf Jahren laut Studie in der Optimierung von Ressourcen, Prozessverbesserungen und in der Steigerung der Geschwindigkeit bei der Diagnose und Behandlung. Besonders die Automatisierung von Routineaufgaben, um dadurch sowohl die Arbeitsbedingungen des Personals zu verbessern als auch die Patient:innenbetreuung zu optimieren, steht im Fokus für die Anwendung von KI-Systemen.

Was die Studie noch zeigt: Mit 51 Prozent liegt Digitalisierung nach wie vor fest in der Hand der IT-Abteilungen. 20 Prozent der Befragten sehen die Verantwortung für die digitale Transformation in ihrer Organisation wiederum noch gar nicht geregelt. Laut Bruckmayer sollte dies allerdings eine „Querschnittsmatiere“ sein und nicht nur ein „IT-Thema“. Knapp die Hälfte der Organisationen (49 Prozent) hat bereits eine Digitalisierungsstrategie etabliert, etwa ein Fünftel (22 Prozent) gibt an, dass eine solche Strategie derzeit ausgearbeitet wird. Die Studie wurde im Zeitraum von November 2023 bis Februar 2024 mit rund 190 Vertreter:innen des österreichischen Gesundheitswesens durchgeführt – darunter Krankenhäuser, deren Betriebsgesellschaften, Sanatorien, Rehabilitationskliniken und -zentren, Organisationen der Langzeitpflege, Gesundheits- und Diagnosezentren, Sozialversicherungsträger, Dachverband-Organisationen sowie Vereine, die einen Schwerpunkt im Gesundheitsbereich haben. (kagr)