In Österreich sind 10 bis 15 % aller Frauen von Endometriose betroffen. Bei den meisten werden die schmerzhaften Gewebewucherungen aber erst nach vielen Jahren richtig diagnostiziert.
Endometriose, die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung, betrifft 10 bis 15 % aller Frauen. Dennoch wird sie in der Medizin oft wenig wahrgenommen. „Der männliche Körper ist nach wie vor die Norm in der Forschung und bei der Behandlung. Auch in der ärztlichen Ausbildung wird der weibliche Körper vernachlässigt. Das führt dazu, dass die Versorgung bei Endometriose in Österreich desaströs ist“, sagt Meri Disoski, Frauen- und Gleichstellungssprecherin der Grünen im Nationalrat. Die chronische Erkrankung ist zwar gutartig, löst aber durch außerhalb der Gebärmutter auftretenden endometriale Zellen große Schmerzen aus – vor allem während der Menstruation. Im Schnitt dauert es sieben Jahre, bis Endometriose bei einer Frau diagnostiziert wird. Dass hänge einerseits damit zusammen, dass es nicht genügend Spezialist:innen gäbe, andererseits sei die Symptomatik der Erkrankung sehr breitgefächert. Man brauche viel Zeit für betroffene Patient:innen, aber „Kassenärzt:innen haben oft einfach nicht genügend Zeit“, weiß Denise Tiringer, Gynäkologin und Spezialistin für Endometriose und Kinderwunsch. Ein weiterer Kritikpunkt sei das fehlende Reha-Angebot – in Deutschland gäbe es das bereits, in Österreich noch nicht. Hier brauche es mehr finanzielle Unterstützung für Endometriose-Zentren und vor allem ein Ausbildungsangebot für Spezialist:innen.
„Menstruation ist außerdem immer noch ein Tabuthema. Viele glauben, dass Beschwerden bei der Menstruation normal sind“, sagt Tiringer. Vereine wie die Endometriose Vereinigung Austria (EVA) arbeiten daran, dem Thema mehr Aufmerksamkeit zu schenken, aufzuklären und Betroffenen beizustehen. Auch Kunstschaffende wie die Regisseurin Ranya Schauenstein versuchen Bewusstsein für Endometriose und den oft langen Leidensweg der Betroffenen zu schaffen. In ihrem 2021 erschienenen Dokumentarfilm „Nicht die Regel“ begleitete Schauenstein drei Frauen mit der Diagnose Endometriose. Derzeit läuft in Österreich außerdem die Petition #DiagnoseEndometriose von „#aufstehen“, welche einen nationalen Aktionsplan fordert. Bisher konnten mehr als 20.500 Unterschriften gesammelt werden. (kagr)