Zehn Jahre nach der ersten Gesundheitskompetenzstudie 2011 in acht EU-Ländern liegen nun die Ergebnisse der zweiten europäischen Gesundheitskompetenz-Erhebung vor. Für Österreich gibt es Überraschungen im ärztlichen Bereich.
42.445 Menschen wurden für die neue Erhebung in 17 Ländern der Europäischen Region der WHO (Österreich, Belgien, Bulgarien, Tschechien, Dänemark, Frankreich, Deutschland, Ungarn, Irland, Israel, Italien, Norwegen, Portugal, Russische Föderation, Slowakei, Slowenien und der Schweiz) befragt. Rund 3000 waren es in Österreich. Das Fazit ist eindeutig: Vielen Menschen fällt es schwer, unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten zu beurteilen, Medieninformationen zur Vorbeugung von Krankheiten zu nutzen und Informationen zum Umgang mit psychischen Problemen zu finden. Die detaillierten Ergebnisse der internationalen Studie sind unter folgendem Link abrufbar: https://m-pohl.net/results
Für die repräsentative österreichische Erhebung wurden 2020 in Österreich rund 3.000 Erwachsene ab 18 Jahren telefonisch befragt. Die allgemeine Gesundheitskompetenz verbesserte sich zwar innerhalb der vergangenen zehn Jahre leicht, die Ergebnisse zeigen aber nach wie vor deutlichen Handlungsbedarf. Besondere Herausforderungen bestehen weiterhin bei Gesundheitsinformationen bezüglich Informationen zu Therapien und Behandlungen, bei Informationen zum Umgang mit psychischen Problemen, beim Beurteilen und Anwenden von Gesundheitsinformation sowie bei Informationen zum Thema Prävention.
Menschen mit einer geringeren allgemeinen Gesundheitskompetenz weisen ein ungünstigeres Bewegungs‐ und Ernährungsverhalten und einen höheren BMI auf. Sie schätzen ihre gesundheitliche Situation schlechter ein und sind häufiger von chronischen Erkrankungen und gesundheitsbedingten Einschränkungen im Alltag betroffen, kommen schlechter mit chronischen Erkrankungen zurecht und nehmen gleichzeitig das Gesundheitssystem stärker in Anspruch. Eine geringe digitale Gesundheitskompetenz erhöht die Inanspruchnahme von Hausärzten. Die Rückmeldungen für die Hausärzte sind allerdings durchaus positiv. So gaben etwa 85,4 % an, dass es „einfach“ oder „sehr einfach“ ist, die Begriffe, die ihr Arzt verwendet, zu verstehen. 89,2 % sagen, dass sie auch jene Informationen von ihrem Arzt erhalten, die sie benötigen. 89,1 % gaben an, dass es leicht sei, ihren Arzt zum Zuhören zu bewegen. 92,2 % sagen, dass es „einfach“ oder „sehr einfach“ ist, sich an die Informationen des Arztes zu erinnern. Schwierig sind diese Punkte aber für Menschen mit geringer Bildung, geringer Gesundheitskompetenz, schlechterem sozialen Status und für ältere Menschen. (rüm)