Erhöht die Pille bei Jugendlichen die Cholesterinwerte?

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Ein Forschungsteam aus Innsbruck hat die Nebenwirkungen der Verhütungspille auf das Herz-Kreislauf-System untersucht – mit einem beunruhigenden Ergebnis für Jugendliche.

Bei Erwachsenen sind die Auswirkungen und die möglichen Nebeneffekte der Verwendung oraler Kontrazeptiva (OC) gut erforscht, bei Jugendlichen hingegen weniger – und das, obwohl viele Frauen bereits als Teenagerinnen mit der Einnahme der Pille starten. Innsbrucker Wissenschaftler:innen haben sich nun in ihren Untersuchungen auf die Auswirkungen der Verhütungspille auf Herz und Kreislauf konzentriert. Mit dem Ergebnis: Jugendliche Benutzerinnen wiesen deutlich höhere Cholesterinwerte (durchschnittlich 179,6 Milligramm pro Deziliter Blut) als Nicht-Benutzerinnen (162,4 Milligramm pro Deziliter Blut) der oralen Kontrazeptiva auf.

Auch beim „bösen“ LDL-Cholesterin zeigten sich mit 106,4 Milligramm pro Deziliter mit Pille beziehungsweise 94,6 Milligramm pro Deziliter ohne Pille deutliche Unterschiede. In etwa gleich waren hingegen die „guten“ HDL-Blutfettwerte. „Orale Kontrazeptiva gehören zu den am weitesten verbreiteten Verhütungsmaßnahmen bei Erwachsenen und bei Jugendlichen. Trotzdem wurden die Effekte der oralen Kontrazeptiva auf die Blutfettwerte bei Jugendlichen noch nicht gut untersucht“, schrieben die Wissenschaftler:innen im „Journal of Adolescent Health“. Eine gefährliche Wissenslücke, denn: Laut den Forschenden berichten 52 Prozent der weiblichen Jugendlichen im Alter zwischen 16 und 20 Jahren von oralen Kontrazeptiva als ihre Methode der Empfängnisverhütung.

Anna Staudt von der Innsbrucker Universitäts-Kinderklinik und ihre Co-Autor:innen haben die Untersuchungen im Rahmen der großen „Early Vascular Ageing-Tyrol Study“ (EVA-Tyrol; Nord-, Ost- und Südtirol) durchgeführt. Dafür wurden die Blutfettwerte (Cholesterin, Triglyceride) und die Verwendung der Pille von insgesamt 558 14- bis 19-jährigen Teilnehmerinnen bestimmt beziehungsweise verglichen. 317 (38 Prozent) gaben an, orale Kontrazeptiva (OCs) zu verwenden. Die Werte wurden zweimal, in den Jahren 2015 bis 2018 im mittleren Abstand von 22 Monaten, bestimmt. Beim Vergleich zeigte sich: „Jene Teilnehmerinnen, die (dazwischen; Anm.) mit der Verwendung oraler Kontrazeptiva begannen, hatten zwischen Beginn und Nachfolgeuntersuchung im Durchschnitt um 15,4 Milligramm pro Deziliter höhere LDL-Werte und um durchschnittlich 36,2 Milligramm pro Deziliter Blut höhere Triglyceridwerte als Nicht-Benutzerinnen von OCs.“ Die Dauer der Einnahme der Pille veränderte die Blutfettwerte offenbar nicht mehr. OC-Benutzerinnen hatten laut Studienautor:innen außerdem geringfügig höhere systolische und diastolische Blutdruckwerte und rauchten öfter als Nicht-Benutzerinnen.

Das Forschungsteam schloss, dass die Erkenntnisse in Beratung und Aufklärung von jungen Frauen einfließen sollten. Die Veränderungen seien besonders relevant für Jugendliche mit noch weiteren Risikofaktoren für Blutfett-Stoffwechselstörungen oder anderen Herz-Kreislauf-Risikofaktoren. (kagr/APA)

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