In Österreich sind nun die ersten Verdachtsfälle der bisher in einem Dutzend Länder beobachteten Fälle von Hepatitis unklarer Herkunft bei Kindern aufgetreten.
Im Wiener St. Anna-Kinderspital werden zwei Kinder mit Leberentzündung behandelt, berichtete das Gesundheitsministerium am Montag. Die beiden sind nicht in kritischem Zustand. Die Hepatitisviren A, B, C, D oder E wurden ausgeschlossen. Der Hintergrund der Erkrankungen ist unklar, aber laut Krankenhaus noch in Abklärung. Ärztinnen und Ärzte in Österreich waren in der vergangenen Woche proaktiv mit Informationen versorgt worden und sollten Verdachtsfälle melden, berichtet das Gesundheitsministerium. Details zu Alter oder Geschlecht der beiden betroffenen Kinder in Wien wurden nicht bekanntgegeben. Auch zum genauen Gesundheitszustand waren bei den Behörden und dem behandelnden Spital keine Informationen verfügbar.
Die Stadt Wien habe heute von den konkreten Fällen erfahren, hieß es am Montagnachmittag aus dem Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) auf APA-Nachfrage. Es werde vorerst weiterhin offiziell von „Verdachtsfällen“ gesprochen, obwohl – wie bei den Erkrankungen in anderen Ländern – eine Virus-Hepatitis A bis E nicht nachgewiesen werden konnte und der Grund der Leberentzündung unklar ist. Jedenfalls könne offenbar der Gallenfarbstoff Bilirubin nicht von der Leber abgebaut werden und es komme zu einer Gelbfärbung von Haut und Augen.
Wenn ein Kind kränklich wirkt, eventuell Bauchschmerzen hat und sich Haut oder Augen „merklich gelb“ färben, sollten die Eltern mit ihm zu Haus- oder Kinderarzt gehen, riet der Hacker-Sprecher. Außerdem seien alle Kinderabteilungen und Notfallabteilungen informiert. Derzeit bestehe „kein Grund zur Sorge“, die Zahl der Fälle in Europa und weltweit sei noch gering. Die Gesundheitsbehörden würden die Charakteristika der aktuellen Hepatitis-Erkrankungen dokumentieren. Eine der Annahmen sei eine zugrunde liegende Adenovirus-Infektion. Diese könne bei Kindern Hepatitis verursachen und sei im Frühjahr aktiv. Es könnte auch eine Kombination von Adenoviren und SARS-CoV-2 dahinter stecken, berichtete der Sprecher des Gesundheitsstadtrats aus den bisher bekannten Fällen. Oder es handelt sich um eine gänzlich andere, bisher unbekannte Ursache.
In mehreren Ländern sind laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) mindestens 190 Kinder an Hepatitis mit unklarer Ursache erkrankt. Auch Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) wollte keine Spekulationen über eine mögliche Ursache für die an Hepatitis-Symptomen erkrankten Kinder anstellen. Es gebe dafür „noch keine letztgültige Erklärung“, die Forschungsarbeiten dazu seien noch im Laufen, sagte Rauch am Rande einer Pressekonferenz. Zwei Drittel der Leberentzündungen sind seit Anfang April in Großbritannien gemeldet worden. Der Rest verteilt sich auf mehrere europäische Länder von Norwegen bis Rumänien sowie die USA. Laut WHO benötigten 17 Kinder eine Lebertransplantation, mindestens ein Kind sei gestorben. (red)