Der österreichweit erste Diplomlehrgang für geschlechterspezifische Medizin startet heuer in Kärnten. Das Land finanziert 15 Ärzt:innen den Kurs.
Am 8. März, dem internationalen Frauentag, beginnt in Kärnten der österreichweit erste Diplomlehrgang für Gendermedizin. Der viersemestrige Kurs kostet pro Person 6.800 Euro, das Land Kärnten wird 15 Kärntner Ärzt:innen den Lehrgang finanzieren, sagte Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) am Dienstag nach einer Sitzung der Landesregierung. Der Diplomlehrgang steht ansonsten allen in Österreich tätigen Ärzt:innen bei Selbstzahlung offen. Geleitet wird der Lehrgang von Gendermedizinerin Margarethe Hochleitner. Bereits jetzt gibt es insgesamt 20 Bewerbungen aus dem niedergelassenen Bereich und aus den Krankenanstalten.
Prettner betonte die Wichtigkeit von Gendermedizin, denn Frauen und Männer seien „anders krank“ – sie hätten unterschiedliche Symptome, unterschiedliche Krankheitsverläufe und würden unterschiedlich auf Medikamente reagieren. Ein Beispiel sei der Herzinfarkt: Erleiden Frauen einen Herzinfarkt, zeigen sie meist andere und oft weniger dramatische Symptome. Der stechende Brustschmerz, der in den linken Arm ausstrahlt, bleibt bei Frauen oft aus, stattdessen klagen sie häufig über Übelkeit, Bauch- oder Rückenschmerzen.
Auch abgesehen von konkreten Krankheiten gibt es Unterschiede: Männer atmen 16 Mal pro Minute, Frauen 22 Mal. Männer haben ein um 50 Prozent größeres Lungenvolumen als Frauen. Der Fettanteil liegt bei Männern bei 15 Prozent, bei Frauen bei 27 Prozent und der Wasseranteil bei Männern liegt bei 60 bis 70 Prozent, bei Frauen bei 50 bis 60 Prozent.
In Kärnten soll auch die Bevölkerung mit Vorträgen und Veranstaltungen in den Gemeinden sensibilisiert werden. Dafür wurde eine Koordinationsstelle beschlossen: „Wie Sie wissen, ist Kärnten seit 2021 österreichweit die erste Modellregion für Geschlechter spezifische Medizin, also für eine Medizin, die auf die Geschlechter Frau und Mann bei der Behandlung von Krankheiten Rücksicht nimmt. In der heutigen Regierungssitzung haben wir das Projekt in eine Strategie gegossen und eine fixe Koordinationsstelle im Amt der Landesregierung beschlossen“, teilte Prettner bei einer anschließenden Pressekonferenz mit. „Insofern war die heutige Regierungssitzung so etwas wie die „zweite Geburtsstunde“ für die spezifische Medizin für Frauen und Männer. Kärnten hat damit ein österreichweites Alleinstellungsmerkmal – und zwar zum Wohle der Gesundheit unserer Bevölkerung“, betonte die Gesundheitsreferentin. (red/APA)