Covid-19 hat am Sonntag das erste Todesopfer unter Medizinern gefordert. Es handelte sich um einen Hausarzt in Niederösterreich, teilt die Ärztekammer am Abend mit. Der Arzt habe sich „bis zuletzt in seiner Ordination um seine Patienten gekümmert“.
Der Erkrankte sei auf der Intensivstation eines Krankenhauses gestorben, teilte eine Sprecherin der niederösterreichischen Ärztekammer am Abend mit. Der Mediziner habe über das gesetzliche Pensionsalter hinaus gearbeitet, berichtet die Kronenzeitung. Tief erschüttert zeigt sich der Präsident der Österreichischen Ärztekammer, Thomas Szekeres, über das erste Covid-19-Todesopfer in der Kollegenschaft. Hausärztinnen und -ärzte stünden an vorderster Front in der ärztlichen Versorgung im niedergelassenen Bereich. Alle Warnrufe der Ärztekammer hinsichtlich mangelnder Schutzausrüstung im niedergelassenen Bereich seien vom Bund, den Ländern und der Sozialversicherung bislang ignoriert beziehungsweise verharmlost worden.
„Es besteht ein dramatischer Handlungsbedarf. Mein Warnruf von vor zwei Wochen wurde teilweise als Panikmache abgetan. Ich wünschte, ich hätte mich geirrt. Tatsächlich aber benötigen wir dringend Schutzausrüstung für die Ordinationen“, lautet der Appell von Szekeres. Die Regierung müsse alles daran setzen, Ordinationen raschest mit entsprechenden Schutzausrüstungen auszustatten. „Die Gedanken der Ärztekammer und der gesamten österreichischen Ärzteschaft gelten nun unserem Kollegen, der in Erfüllung seiner ärztlichen Arbeit sein Leben verloren hat“. Szekeres spricht der Familie und seinen Freunden seine tief empfundene Anteilnahme aus: „Wir verbeugen uns vor dem Kollegen, der im Dienst der Versorgung seiner Patienten sein Leben lassen musste.“ Erschüttert zeigt sich auch der Obmann der Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte und Vizepräsident der Ärztekammer, Johannes Steinhart: „Unser Mitgefühl gilt seiner Familie. Dieser tragische Vorfall zeigt einmal mehr die hohe Bedeutung von qualitativ hochwertiger Schutzausrüstung in ausreichender Menge, um Ärzte und ihre Mitarbeiter bestmöglich zu schützen. Hier ist die öffentliche Hand in die Pflicht zu nehmen“, schreibt er auf seiner Facebook-Seite.
„Es fehlt nach wie vor an ausreichender Schutzausrüstung für die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte. Dass nun ein Hausarzt an Covid-19 gestorben ist, ist eine sehr traurige Nachricht. Es ist ein deutliches Zeichen, dass endlich von höchster Stelle reagiert werden muss. Wir können derzeit nur Masken und Handschuhe verteilen, die wir von anderen Organisationen geschenkt bekommen. Das reicht nicht aus“, meint Christoph Reisner, Präsident der NÖ-Ärztekammer. Dietmar Baumgartner, Vizepräsident und Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte, ergänzt: „Alle Kurien der Landesärztekammer und die Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte haben sich gerade erst auf eine Resolution geeinigt, in der die Bundesregierung und das Parlament dringend aufgerufen werden, in Zeiten der schwersten Gesundheitskrise seit Jahrzehnten die Ärzteschaft mit allen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zu unterstützen, damit diese auch weiterhin die Basisversorgung aufrechterhalten kann.“ (rüm)
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