Die vergangenen Wochen und Monate haben die Konflikte im Gesundheitswesen zugespitzt. Mit Vorwürfen und Schlechtreden findet man kein zusätzliches Personal und keine Lösungen.
Spardruck, Inflation, Personalmangel und Lieferengpässe lassen die Wogen im Gesundheitswesen zwischen Politik, Krankenversicherungen und Stakeholdern und unter den Standesvertretungen hochgehen. Es wird Zeit für ein Abrüsten der Worte auf allen Seiten und es wird Zeit, dass alle Verantwortlichen zurück an den Gesprächs- und Verhandlungstisch kommen. Andernfalls wird die breite Zustimmung zum öffentlichen Gesundheitswesen in der Bevölkerung und auch bei den Beschäftigten im System verloren gehen.
Vor knapp einem Jahr, noch mitten in den Pandemiedebatten zwischen Impfgegner:innen und Befürworter:innen forderte der damalige Obmann der Wiener Kurie und der Bundeskurie niedergelassene Ärzte und Vizepräsident der Wiener und der Österreichischen Ärztekammer, Johannes Steinhart – jetzt Ärztekammerpräsident Folgendes: „Wir müssen aufpassen, dass wir nicht unsere Diskussionskultur zerstören. Also bitte Schluss mit hemmungslosen Polarisierungen, und mehr Bereitschaft zum Dialog, zum Meinungsaustausch und zu einem lösungsorientierten gemeinsamen Konsens.“ Den Appell richtete Steinhart dabei an die Gesellschaft, aber auch an die Standeskollegen: „Wir müssen als Ärzte als Vertrauenspersonen dastehen und die Äquidistanz zum Geschehen haben, damit wir auch für Zweifler und verunsicherte Menschen ein guter Gesprächspartner sein können.“ Dem ist auch heute nichts hinzuzufügen. (rüm)