Die Demografin Anna Matysiak und der Molekularbiologe Stefan Ameres werden mit je einem Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrates ausgezeichnet.
In der jüngsten Vergaberunde der Forschungspreise des Europäischen Forschungsrates (European Research Council, ERC) wurden zwei Wissenschafter der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) für herausragende Forschungen ausgezeichnet: Anna Matysiak vom Institut für Demographie der ÖAW und Stefan Ameres vom IMBA – Institut für Molekulare Biotechnologie der ÖAW. Sie erhalten jeweils einen Consolidator Grant, der mit knapp zwei Millionen Euro dotiert ist.
Die Demographin Anna Matysiak will mit ihrem vom ERC geförderten Projekt LABFER (Globalisation- and Technology-Driven Labour Market Change and Fertility) zeigen, welche Auswirkungen die „Arbeit 2.0“ auf die Geburtenraten hat. Das Besondere: Matysiak vergleicht das Zusammenspiel von Arbeitsmarkt und Fertilität in allen 30 OECD-Ländern und untersucht auch, ob bestimmte soziale Gruppen in den jeweiligen Gesellschaften, zum Beispiel Menschen mit hohem oder niedrigerem Bildungsabschluss, bei ihrer Familienplanung unterschiedlich vom Wandel der Arbeitswelt betroffen sind. „Durch den Vergleich von Ländern wie Österreich, Schweden, den USA und vielen weiteren möchte ich auch aufzeigen, welche Familien- und Arbeitsmarktpolitik nachteilige Folgen der sich wandelnden Arbeitsmärkte auf die Familienplanung abfedern kann“, sagt Matysiak.
Für Stefan Ameres ist es bereits der dritte ERC Grant, den der Molekularbiologe in seiner Zeit an der ÖAW eingeworben hat. 2017 hat er eine Methode entwickelt, mit der sich die Dynamik von aktiven Genen, die sogenannte Genexpression, beobachten lässt. Ähnlich wie bei einem Film kann mit dem Tool SLAMSeq im Zeitverlauf verfolgt werden, wie sich Gene verändern, etwa wenn Arzneistoffe auf sie einwirken. Das eröffnet neue Möglichkeiten für das medizinische Screening und Testen von Medikamenten an lebenden Zellen. Mit seinem Projekt RiboTrace (Bridging temporal resolution gaps to dissect RNA silencing at the molecular and genomic scale) will Ameres nun eine Lücke in der Forschung schließen und die molekularen Mechanismen untersuchen, welche die Genexpression kontrollieren. „Wir wollen mit unserer Forschung ein breites Spektrum biologischer Prozesse untersuchen, die mit der Entstehung von menschlichen Krankheiten und der Entwicklung neuer therapeutischer Ansätze einher gehen“, sagt Ameres. (red)