Die EMA hält die Entwicklung eines Impfstoffs gegen das neuartige Coronavirus innerhalb eines Jahres für ein „optimistisches“ Szenario. Berichte über einen früheren Zeitpunkt sieht man skeptisch. Derzeit laufen 160 Forschungsprojekte.
„Sollte alles wie geplant laufen, sehen wir die Möglichkeit, dass die Impfstoffe in einem Jahr zur Zulassung bereit sein könnten“, sagte der für Impfstoffstrategien zuständige EMA-Vertreter Marco Cavaleri. Nachsatz: „Ich muss aber betonen, dass dies der bestmögliche Fall wäre.“ Nicht alle Impfstoffe, die entwickelt würden, würden letztlich auch zugelassen. Überdies seien Verzögerungen möglich. Die EMA sei deshalb „etwas skeptisch“ über Berichte, wonach ein Impfstoff bereits im September einsatzbereit sein könnte. Die EMA relativierte unterdessen Warnungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wonach das Virus nie mehr verschwinden könnte. „Ich denke, es ist etwas früh, um das zu sagen“, betonte Cavaleri. „Wir haben gute Gründe, optimistisch zu sein, dass einige Impfstoffe es schaffen werden.“
Die London School of Hygiene & Tropical Medicine (LSHTM) listet derzeit weltweit fast 160 Projekte auf, die an einem Impfstoff forschen. Elf der möglichen Impfstoffe werden bereits in klinischen Studien am Menschen getestet, die meisten davon befinden sich in der Phase I. Am weitesten fortgeschritten ist die Forschung beim in Hongkong börsennotierten Unternehmen CanSino, dessen Impfstoff bereits in der klinischen Studienphase II erprobt wird. Das heißt, es wird erstmals an einer größeren Versuchsgruppe ausprobiert, ob die Impfung wirkt. Vor einer eventuellen Marktzulassung müssen noch groß angelegte Studien der Phase III erfolgreich sein.
In Deutschland hat vor kurzem die erste Testphase mit dem Impfstoffkandidaten des Mainzer Biotechnologieunternehmens BioNTech an 200 Probanden begonnen. Bis spätestens Anfang Juli werden erste Erkenntnisse zur Verträglichkeit erwartet. BioNTech arbeitet mit dem US-Pharmakonzern Pfizer zusammen und hofft, seinen Corona-Impfstoff auch in den USA testen zu können. Das Paul-Ehrlich-Institut, das bundeseigene Institut für Impfstoffe, hat die Prüfung des Impfstoffs genehmigt. Die WHO und große Pharmalabore gehen davon aus, dass es allein bis zur Marktreife eines Impfstoffs zwölf bis 18 Monate dauern wird. (red/APA)