Die Forderung der steirischen Ärztekammer nach einer verpflichtenden Impfaufklärung erhält Unterstützung von Impfexperten. Bessere Informationsangebote zum Thema Impfen könnten dazu führen, dass sich mehr Menschen impfen lassen.
Wie berichtet fordert die steirische Ärztekammer statt einer Impfpflicht eine verpflichtende Impfberatung im Mutter-Kind-Pass. Bei einer Online-Diskussion des Wissenschaftsfonds FWF und der „Wiener Zeitung“ mit Sozialwissenschafterin Katharina Paul und Immunologin Ursula Wiedermann-Schmidt unterstützten diese den Gedanken: Bessere Informationsangebote zum Thema Impfen könnten dazu führen, dass sich mehr Menschen impfen lassen. Bei einer Impfpflicht kann es dagegen zu einer größeren Skepsis gegenüber der gesamten Impfpolitik kommen. „Wir sprechen ein bisschen viel über eine sehr kleine Gruppe, die sich fürchtet“, sagte Paul von der Universität Wien. Die Politikwissenschafterin meinte damit Impfgegner, denen medial viel mehr Platz geboten werde als jenen Menschen, die sich tatsächlich gegen eine Krankheit impfen lassen. Sie zitierte dabei aus einer aktuellen repräsentativen Umfrage des Austrian Corona Panel Projects der Universität Wien, wonach sich fast die Hälfte der 1.500 telefonisch Befragten gegen das Coronavirus impfen lassen würde, sobald es einen Impfstoff gibt. Eine Impfpflicht gegen das Virus würden dagegen nur 37 % unterstützen. „Ich persönlich als Sozialwissenschaftlerin bezweifle ebenfalls, ob das ein adäquates Politikinstrument ist“, sagte sie.
Am Beispiel Skandinavien erklärte Wiedermann-Schmidt, dass es mit zusätzlichen Informationsangeboten und mehr Bildung im Bereich der Impfpolitik zu höheren Impfraten kommen kann. „Man sieht, dass diese Länder immer ohne Impfpflicht ausgekommen sind und trotzdem eine hohe Durchimpfungsrate haben.“ Besonders die Hausärzte, die die Impfung tatsächlich durchführen, müssten als Informationsplattform dienen. (APA/red)