Expertendiskussion: Corona verleiht Digitalisierung neue Schubkraft

AHF

Die Corona-Krise hat im heimischen Gesundheitswesen viel in Bewegung gebracht. E-Health wird dabei immer mehr zum zentralen Schlagwort. Darüber waren sich Experten bei einer Diskussion der Wirtschaftskammer Wien einig.

„Digitalisierung ist ein wesentlicher Pfeiler unserer Arbeit“, sagte Martin Brunninger, Büroleiter des Dachverbands der Sozialversicherungsträger im Rahmen der „SV-Lounge“, bei der namhafte Experten als Vortragende über sozialversicherungsrelevanten Themen diskutieren. Das E-Rezept solle etwa Ärzte, Apotheken und die Sozialversicherungen deutlich entlasten, sagte Brunninger. Denn derzeit werden jedes Jahr rund 110 Millionen Medikamenten-Verordnungen abgewickelt, wie Wolfgang Nowatschek sagte, Chef der Pharmazeutischen Gehaltskasse. Nicht nur bei den Rezepten will der Dachverband künftig ganz stark auf die Digitalisierung setzen, sondern auch bei Impfungen. Für den E-Impfpass wurden nun wie berichtet die gesetzlichen Grundlagen geschaffen. „Gerade für die bevorstehende große Grippe-Impfwelle ist der E-Impfpass wichtig“, erklärte Dachverbandsdirektor Volker Schörghofer. Alles ziele darauf ab, „dass wir für die COVID-19-Impfung gut vorbereitet sind“, betonte er. Dann geht es ja um Millionen Impfungen in Österreich, die gut dokumentiert und erfasst werden müssen.

Durch die Corona-Krise stark an Dynamik gewonnen hat auch die Telemedizin, wie die Experten bestätigten. „68 Prozent der Ärzte betreuen heute mehr Patienten telemedizinisch als vor der Krise“, berichtete Thomas Holzgruber, Direktor der Ärztekammer Wien, der sich auf eine aktuelle Befragung beruft. Auch von einer breiten Mehrheit der Patienten gäbe es positives Feedback dazu. „Das wird nicht mehr zurückgehen, wir werden nie wieder in eine Vor-Pandemie-Zeit kommen“, gibt sich der Experte überzeugt. Der Dachverband wolle den Ärzten daher passende, sichere und vertrauenswürdige digitale Instrumente zur Verfügung stellen, warben die Dachverband-Vertreter Schörghofer und Brunninger für einen intensiveren Einsatz durch die Ärzte. Allerdings müssten die Ärzte dafür die Organisation ihrer Ordination grundlegend umstellen, wie Ärzte-Vertreter Holzgruber sagte. Derzeit sei Telemedizin für Ärzte honorartechnisch nicht attraktiv: „Wir gehen davon aus, dass das finanziell eine öffentliche Aufgabe sein wird“, sagte Holzgruber. (red)

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