Laut Prognosen erwartet uns dieses Jahr ein Hitzesommer. Um klimaresilienter zu werden, hat die Ärztekammer den Leitfaden „Medizin im Klimawandel“ veröffentlicht.
„Ärztinnen und Ärzte sind vom Klimawandel mehrfach betroffen: Es droht etwa eine massive Überforderung des Gesundheitswesens in Hitzephasen bei gleichzeitiger Beeinträchtigung der eigenen Leistungsfähigkeit“, warnt Hans-Peter Hutter, stellvertretender Leiter der Abteilung für Umweltmedizin im Zentrum für Public Health der MedUni Wien, der an dem Buch „Medizin im Klimawandel. Ein Leitfaden für die Praxis“ mitgearbeitet hat. In Zukunft werde eine „deutliche Zunahme an Hitzetagen“ erwartet, bis zum Jahr 2100 soll es zu einer Verzehnfachung kommen. Dadurch wird nicht nur die Zahl an Hitzetoten steigen, die Hitze stellt auch die Gesundheitsversorgung vor große Herausforderungen. Schlecht isolierte Betreuungseinrichtungen setzen Personal und Patient:innen zu – durch die Coronapandemie habe man gesehen, dass auch „ein gutes Gesundheitssystem wie bei uns an seine Belastungsgrenzen stößt“, erinnert Hutter.
Weitere Extremwetterlagen wie Niederschläge mit Vermurungen und Hochwasser, aber auch dadurch ausgelöste flächendeckende Stromausfälle bedrohen die Versorgung und somit die Gesundheit vor allem nicht mobiler und älterer Patient:innen. Heinz Fuchsig, Umweltreferent der Österreichischen Ärztekammer und Koordinator des neuen Buchs betont, dass die Ärzteschaft hier mitunter auch einen Bildungsauftrag habe. Deshalb werde der gerade veröffentlichte Leitfaden mit Daten und Fakten zur Klimakrise sowie Tipps und Handlungsvorlagen für das Gesundheitspersonal an die Ärzteschaft ausgeschickt.
„Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen besitzen gleichzeitig ein hohes Potential hinsichtlich des Gesundheitsschutzes der Bevölkerung. Dazu zählen insbesondere eine Reduktion des übermäßigen Fleischkonsums und ein Plus an aktiver körperlicher Bewegung, beides seit jeher wichtige Anliegen aus Gesundheitssicht, die auch in engem Bezug zur Klimakrise stehen. Ärztinnen und Ärzte sowie Angehörige des Gesundheitssystems insgesamt können sich hier besonders fundiert einsetzen“, erklärt Hutter. In Zusammenarbeit mit dem Netzwerk „Health4Future“ soll auch vermehrt auf das Thema Aus-, Fort- und Weiterbildung eingegangen werden sowie auf die „Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen den verschiedenen Organisationen und auch zwischen den verschiedenen Disziplinen“. Nur so sei „eine nachhaltige Transformation möglich“, meint Johanna Schauer-Berg, Allgemeinmedizinerin und Mitglied des Health4Future-Netzwerks. (kagr)