Österreich droht bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens den Anschluss zu verlieren, warnten Expert:innen am Wochenende beim Austrian Health Forum (AHF) in Schladming.
„Es ist eigentlich ein Missbrauch von Daten – wenn wir sie nicht nutzen. Wir sind es den Menschen schuldig, dass wir Daten nutzen, um ihre Gesundheit und die Versorgung zu verbessern“, appellierte der Simulationsforscher Niki Popper beim Austrian Health Forum (AHF) für eine raschere Nutzung digitaler Möglichkeiten. Und er versicherte, dass er keine Angst vor IT-Giganten wie Google habe. „Die haben zwar viele Daten, aber nicht die wichtigen. Deshalb wollen sie diese Filetstücke und deshalb dürfen wir das Gesundheitswesen nicht aus der öffentlichen Hand geben. Dann sind wir Google auch mit den besseren Daten überlegen.“ Man müsse den Menschen aber erklären, welchen Nutzen von der Digitalisierung haben.
Von den Patienten gebe es die entsprechende Erwartungshaltung zur Nutzung von Daten im Sinne der Versorgungsverbesserung und im Gesundheitssystem könnten sowohl der ambulante als auch der stationäre Bereich entlastet werden, lautete der Tenor beim AHF. Seit der Einführung der Elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) sei aber zu wenig passiert. Österreich drohe bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens den Anschluss zu verlieren, warnten Expert:innen. „Wir brauchen eine Gesetzgebung für dieses Thema“, fasste der Public-Health-Experte Sebastian Mörth (Medtronic) die Stimmung der Fachleute zusammen. Österreich werde soeben von der Schweiz überholt, wo ein Gesetz für die Nutzung digitaler Gesundheitsdaten in Vorbereitung sei.
Dass Digitalisierung den Patienten nutze, unterstrich auch der stellvertretende ÖGK-Generaldirektor Rainer Thomas. Er sprach von „digital unterstütztem Empowerment“. Kathryn Hoffmann, Professorin für Allgemeinmedizin an der MedUni Wien verwies auf die Revolution durch Künstliche Intelligenz wie ChatGPT und andere. Wenn man sich nicht mit deren Bedeutung für das Gesundheitswesen beschäftigte, „werden wir nicht nur überholt, sondern tatsächlich überrollt“. Auch Stefan Konrad, Vizepräsident der Wiener Ärztekammer, forderte, beim Thema „Digitale Gesundheitsanwendungen“ (DIGAs) endlich ins Tun zu kommen. Warnungen, nicht auf die persönliche Betreuung der Patienten zu vergessen, kamen von Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer: „Die Menschen brauchen digitale Angebote, aber sie brauchen auch Ansprechpartner“, betonte sie. (red)
(Compliance-Hinweis: Diese Berichterstattung erfolgt im Rahmen einer Pressereise auf Einladung des Austrian Health Forums. Aufenthalt und Teilnahme am Kongress werden vom Veranstalter getragen, die Berichterstattung erfolgt unter unabhängiger redaktioneller Verantwortung der RELATUS-Redaktion)