Fax-Debatte: Jetzt spricht der ELGA-Chef

© ELGA/Georg Wilke

Das nun mit dem Auslaufen von Übergangsregelungen wirksam gewordene Fax-Verbot im Gesundheitswesen sorgt weiter für Debatten. RELATUS sprach mit ELGA-Technik-Chef Stefan Sabutsch über Auswege und Hintergründe.

Kann ELGA eine Alternative für die bisherige Fax-Kommunikation sein? ELGA ist für die sogenannte „ungerichtete Kommunikation“ konzipiert. Das betrifft Gesundheitsdaten wie ärztliche oder pflegerische Entlassungsbriefe, Labor- und Radiologiebefunde oder die Medikationsliste, die im Bedarfsfall durch verschiedene berechtigte Personen zeitunabhängig aus ELGA abgerufen werden können. An dieser Kommunikation dürfen nur bestimmte Gesundheitsdiensteanbieter mit gesetzlich definierten Rollen teilnehmen. Beim Austausch via Fax geht es jedoch um die unmittelbare Übermittlung anderer Informationen wie Anträge, Bewilligungen, etc. Einzelne Unterlagen, die meist nur durch eine andere Person oder Stelle rasch gebraucht werden – die sogenannte „gerichtete Kommunikation“. Die Dokumentation solcher Informationen ist in ELGA nicht vorgesehen und in vielen Fällen auch nicht sinnvoll. Daraus ergibt sich aber eine Kommunikationslücke, die die ELGA nicht ersetzen kann.

Woran scheitert das bisher? Ein weiterer Grund, warum bisher auch zum Fax gegriffen wurde: Es sind noch nicht „alle“ Befunde in ELGA enthalten. In diesem Zusammenhang ist die durch den Gesundheitsminister Rauch, am 25. Jänner diesen Jahres angekündigte und in Folge auch umgesetzte Novelle der ELGA-Verordnung ein wichtiger Schritt. Denn mit Juni 2025 müssen auch Labor- oder Röntgenbefunde verpflichtend hinterlegt werden. Je früher und je mehr fachärztliche Befunde und künftig auch Diagnosen in ELGA enthalten sind, umso weniger Bedarf gibt es, solche Dokumente einzeln übermitteln zu müssen.

Könnte ELGA technisch eine Lösung entwickeln? Seitens der diversen Stakeholder im Gesundheitsbereich wurden in den vergangenen Wochen eine Vielzahl unterschiedlicher Einzellösungen zur Faxablöse zum Einsatz gebracht. Die ELGA GmbH ist jene Kompetenzstelle, an der einheitliche digitale Lösungen für alle Akteure im österreichischen Gesundheitssystem konzipiert werden. Daher haben Bund, Länder und Sozialversicherungen als Eigentümer der ELGA GmbH im Jänner beschlossen, dass die ELGA GMBH ein Konzept für eine datenschutzrechtlich konforme, hochsichere, einheitliche, standardisierte Lösung zur gerichteten Kommunikation entwickeln soll. Diese Lösung soll nicht nur Dokumente, Bilder und Audio übertagen können, sondern auch eine Chat-Funktion enthalten. Sie soll über einheitliche Schnittstellen potenziell in alle Systeme eingebaut werden können. In der ersten Ausbaustufe würden Gesundheitsdiensteanbieter angebunden werden, in den weiteren Stufen auch andere Organisationen und Stellen, die nicht direkt im Gesundheitsbereich angesiedelt sind. Potenziell könnten auch Patienten mit dieser Kommunikationslösung erreicht werden. (Das Gespräch führe Martin Rümmele)