Während die FPÖ weiter vor einem „Impfzwang“ warnt, werden zunehmend Funktionäre bekannt, die von der Parteilinie abweichen und sich impfen haben lassen. ÖGK-Vize-Obmann Matthias Krenn (FPÖ) geht nun auch von der Linie ab und empfiehlt die Impfung.
FPÖ-Chef Herbert Kickl hat sich am Montag – nach einem Bericht der „Kronen Zeitung“, wonach bereits zahlreiche freiheitliche Politiker geimpft sein sollen – einmal mehr gegen einen „Impfzwang“ und für „Freiwilligkeit“ bei der Corona-Impfung ausgesprochen. Die Zeitung schrieb zuvor von einer „Impf-Revolte“ bei der FPÖ und verwies auf mehrere angeblich bereits geimpfte FP-Spitzenrepräsentanten. Die „Krone“ hatte in ihrer Montag-Ausgabe berichtet, dass Wiens FPÖ-Chef Dominik Nepp und alle blauen Landtagsabgeordneten im Rathaus bereits gegen Corona geimpft seien, ebenso u.a. EU-Faktionsführer Harald Vilimsky und auch die übrigen freiheitlichen EU-Parlamentarier. Auch die jeweiligen blauen Landesspitzen und ein „Großteil der Parlamentarier“ sollen demnach bereits zur Impfung geschritten sein.
Matthias Krenn, der neben seiner Funktion in der Österreichischen Gesundheitskasse auch Bundesobmann der Freiheitlichen Wirtschaft ist, geht noch weiter und unterstreicht in einer Presseaussendung „die Bedeutung der Corona-Schutzimpfung für die Überwindung der Pandemie“. Wörtlich heißt es in der Aussendung: „Das breite und mittlerweile niederschwellig verfügbare Impfangebot ist ein wichtiger Baustein, damit die wirtschaftliche Erholung auch im Herbst und Winter ungebrochen weitergehen kann.“ Um eine höhere Durchimpfungsrate zu erreichen, brauche es Motivation und Überzeugungsarbeit. „Dass eine Impfung helfen kann, schwere Krankheitsverläufe zu vermeiden, steht außer Frage“, sagt Krenn. Nachsatz: „Gleichzeitig muss die Wahlfreiheit erhalten bleiben.“
Persönlich ist Krenn demnach „von der Corona-Schutzimpfung überzeugt“ und verweist auf die Werbekampagne, die er als Bürgermeister von Bad Kleinkirchheim gestartet hat, um insbesondere ältere Bürger über die Impfangebote der Gemeinde zu informieren. „Im Ort haben wir unsere hohe Durchimpfungsrate mit Vertrauensbildung, Information und Beratung erreicht“, erklärt Krenn. Laut Dashboard des Gesundheitsministeriums sind in der Gemeinde 58,4 % vollimmunisiert, 61,8 % haben zumindest eine Teilimpfung erhalten. Letztendlich gehe es seiner Erfahrung nach bei den bisher Ungeimpften zumeist nicht um generelle Impfverweigerung, sondern um fehlendes Vertrauen und teils auch Protest gegen den wachsenden politischen Druck, sagt Krenn. „Ich werde immer wieder gefragt, ob ich denn selbst geimpft sei. Dann antworte ich: Ich bin aktuell noch genesen, aber sobald meine Antikörper weniger sind, werde ich mich natürlich auch impfen lassen“, sagt der ÖGK-Vize.
Mit Blick auf den Arbeitsmarkt befürchtet Krenn, dass eine direkte oder indirekte Impfpflicht in vielen Betrieben zu einer Personalfluktuation führen könnte, die die Betriebsfähigkeit einschränken oder gänzlich gefährden würde. „In der großen Mehrheit der Betriebe hat sich das Test-Regime bewährt. Wenn nur noch PCR-Tests Gültigkeit haben sollen, sollten diese gratis angeboten werden, da die Kosten weder den Betrieben noch ihren Mitarbeitern überbunden werden können.“ (rüm)