Am Montag ist Tag der Intensivmedizin. Die Fachgesellschaft warnt davor, durch Klimakrise und neue Coronawellen „immer wieder an die Grenzen der Leistungsfähigkeit“ zu stoßen.
Den Tag der Intensivmedizin am 20. Juni, eine grenzüberschreitende Aufklärungsinitiative, nutzt die Österreichische Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI), um auf die wichtigen Aufgaben des Spezialgebietes aufmerksam zu machen und zu zeigen, was Intensivteams in den Spitälern Tag für Tag für kritisch kranke Menschen leisten – mit und ohne Pandemie. Corona habe aber besonders eindrücklich gezeigt, dass es bei der häufig geforderten Ausweitung der Intensivressourcen nicht mit einem Mehr an Betten oder Geräten getan ist, sondern dass diese „bespielt“ werden müssen – von speziell ausgebildeten Fachkräften aus Pflege und Medizin. Auf die Ressource Mensch müsse noch viel mehr Wert und Augenmerk gelegt werden, „denn hier haben wir Engpässe zu erwarten“, betont ÖGARI-Vizepräsidentin Eva Schaden (Wien).
Denn die Belastungen würden künftig steigen, ist ÖGARI-Präsident Walter Hasibeder (Zams) überzeugt: „Trotz bester Ausstattung, Planung und Vorbereitung werden wir auch in Zukunft immer wieder vor dem Problem stehen, dass wir bei den intensivmedizinischen Ressourcen an die Grenzen des Machbaren oder darüber hinaus kommen. Vieles spricht dafür, dass Situationen, in denen besonders viele Menschen gleichzeitig intensivmedizinische Hilfe benötigen, häufiger auftreten werden.“ Verantwortlich dafür sei auch die Klimakrise, mit deutlich mehr Hitzewellen, extremen Wetterereignissen, Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Waldbränden oder Murenabgängen, und neuen Epidemien bzw. einer Verlagerung von Infektionskrankheiten in neue Regionen. Epidemiologische Studien zeigen etwa bei Hitzewellen eine Zunahme von Krankenhauseinweisungen, unter anderem aufgrund von Herzinfarkten und Schlaganfällen, schweren respiratorischen Störungen oder Nierenfunktionsstörungen und Dehydratation. Extremwetterereignisse wiederum konfrontieren Intensivstationen in der betroffenen Region mit zahlreichen gleichzeitig eingelieferten Hitzeerkrankten oder Verletzten.
„Wir müssen also noch mehr als in der Vergangenheit gerüstet sein für Situationen, in denen wir sehr viele schwer kranke oder schwer verletzte Menschen gleichzeitig versorgen müssen“, sagt Hasibeder. „Das wiederum wird auch bei optimaler Vorbereitung und bei bestmöglicher Ressourcenplanung zu Situationen führen, in denen nicht allen Menschen, die intensivmedizinische Betreuung benötigen, eine solche bekommen können.“
Das Gesundheitsministerium hat am Wochenende das Hitzetelefon wieder in Betrieb genommen: Unter der kostenlosen Hotline 050-555-555 geben Fachleute Ratschläge, wie man sich vor der Belastung durch die hohen Temperaturen am besten schützt. „Nur durch frühzeitige Vorsorge können Gesundheitsrisiken in den Hitzeperioden vermieden werden“, sagte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Das Hitzetelefon wird von der Österreichischen Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) im Auftrag des Gesundheitsministeriums betrieben und ist im Sommer rund um die Uhr erreichbar. (red)