Statt mehr Studienplätze an den Medizinuniversitäten, wie das die Länder fordern, will Gesundheitsministerin Brigitte Zarfl, die Rahmenbedingungen für die Ärzte verbessern, betont sie im RELATUS-MED-Interview.
Gesundheitsministerin Brigitte Zarfl will im Hinblick auf den drohenden Ärztemangel in den kommenden Jahren bessere Rahmenbedingungen für Mediziner, sagt sie im Interview. „Grundsätzlich ist zu sagen, dass Österreich im OECD-Vergleich eine Ärztedichte von 4,6 Ärzten pro 1.000 Einwohner aufweist. Dies entspricht der zweithöchsten Ärztedichte in der OECD.“ Jährlich würden rund 1.400 Personen das Studium der Humanmedizin an einer der drei öffentlichen medizinischen Universitäten beenden. „Wesentlich sind kurz- und mittelfristige Maßnahmen, mit denen eine versorgungsrelevante Tätigkeit im medizinischen System sichergestellt wird. Es ist nicht nur damit getan, mehr Ärztinnen und Ärzte auszubilden“, sagt Zarfl. Es müsse auch weiter gelingen, die Rahmenbedingungen für Ärzte an die aktuellen Bedürfnisse der neuen Ärztegeneration anzupassen. „Wir brauchen während der Ausbildung verstärkte Informationen und Kooperationen mit Ländern, um angehende Ärzte besser auf die Tätigkeit im versorgungsrelevanten Sektor vorzubereiten. Nicht zuletzt arbeiten wir auch daran, die Arbeitsbedingungen für Ärzte an deren heutige Bedürfnisse anzupassen, damit sie nach der abgeschlossenen Ausbildung auch versorgungsrelevant dem österreichischen Gesundheitssystem zur Verfügung stehen.“ Gruppenpraxen, Primärversorgungseinheiten sowie das Anstellen von Ärzten bei Ärzten seien wichtige Maßnahmen auf diesem Weg.
Dafür sei die von vielen geforderte Einführung des Facharztes für Allgemeinmedizin „eine mögliche Maßnahme, aber nicht die einzige“, betont die Ministerin: „Ich befinde mich dazu im Austausch mit den wesentlichen Akteuren und habe mich dazu auch schon mit dem Obersten Sanitätsrat beraten. Auch in diesem Bereich ist ein Gesamtpaket zur Attraktivierung der Allgemeinmedizin wichtig.“ Eine der zentralen Zielsetzungen der Zielsteuerung-Gesundheit sei die Stärkung der ambulanten Versorgung insbesondere im Bereich der Primärversorgung. „Ziel ist es bis Ende 2021 75 Primärversorgungseinheiten zu realisieren. Derzeit haben 16 Primärversorgungseinheiten in fünf Bundesländern ihre Versorgungsfunktion aufgenommen. Zahlreiche weitere Primärversorgungseinheiten befinden sich bereits in Planung beziehungsweise Umsetzung.“ Das Ministerium unterstütze die Errichtung von neuen Primärversorgungseinheiten unter anderem durch eine Gründungsinitiative für Ärztinnen und Ärzte. Mehr unter www.pve.gv.at (rüm)