ÖGK-Obmann Andreas Huss und die Vamed-Belegschaft machen mobil gegen den geplanten Verkauf der Vamed-Reha-Kliniken und fordern eine gemeinnützige Lösung.
Der Verkauf der Vamed-Reha-Kliniken an den französischen Finanzinvestor PAI sorgt auch fast vier Monate nach Bekanntwerden für Diskussionen im heimischen Gesundheitswesen. Nun schaltete sich auch die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) ein, die gemeinsam mit der Vamed-Belegschaft gegen den Verkauf protestierte. Die Sorge sei, dass die Belastung für die Mitarbeiter:innen steigen und Leistungen für die Steuerzahler:innen teurer werden, meinte ÖGK-Obmann Andreas Huss bei einer öffentlichen Betriebsversammlung in Wien. Er befürchtet, dass teurere Leistungen erbracht werden, die gar nicht nötig sind, wie sich bei PAI-Beteiligungen an Altenheimen in Deutschland gezeigt habe. „Und Steuerzahler:innen in Österreich sollen so Gewinne von Investor:innen in Frankreich finanzieren”, kritisierte Huss. Der Investmentfonds PAI habe außerdem keine Affinität zur Gesundheitsversorgung und wolle nach einigen Jahren mit Gewinn wieder verkaufen. Diese Gewinne könnten nur durch Druck auf die Mitarbeiter:innen oder eine Verschlechterung der Qualität erzielt werden, ist Huss überzeugt. Auch Vamed-Betriebsratschef Harald Steer sprach von der Sorge vor einem Personalabbau und einer Erhöhung des Drucks. Sollte die Übernahme nicht zu verhindern sein, fordert der Betriebsrat zumindest schriftliche Garantien, um Einsparungen und Personalabbau zu verhindern.
Huss forderte indessen eine gemeinnützige Lösung in österreichischer Hand. Dabei schwebt ihm vor, dass Einrichtungen mit Alleinstellungsmerkmal wie das Suchtbehandlungszentrum Anton-Proksch-Institut oder die Kinder-Reha in St. Veit im Pongau von den Bundesländern, von Sozialversicherung und Ländern gemeinsam oder durch gemeinnützige Unternehmen übernommen werden. Der Vamed-Konzern zeigte hingegen kein Verständnis für die Protestveranstaltung, gewarnt wurde auch vor potenziellen negativen Auswirkungen auf die Patient:innenversorgung. „Die Gemeinnützigkeit des Anton-Proksch-Instituts bleibt unverändert bestehen”, hieß es in einer Stellungnahme von Vorstand Klaus Schuster. Die Übernahme der Vamed-Rehabilitation durch PAI, der als „Partner mit einem positiven Track Record im Gesundheitswesen” gelobt wurde, sei bereits durch die EU-Kommission genehmigt und werde wie geplant umgesetzt.
Der heimische Krankenhausbetreiber und Gesundheitsdienstleister Vamed wurde im Frühjahr vom Mehrheitseigentümer Fresenius filetiert und auf unterschiedliche Unternehmen aufgeteilt – RELATUS MED berichtete. Im Zuge der Zerschlagung soll das Private-Equity-Unternehmen PAI 67 Prozent am Vamed-Rehabilitationsgeschäft übernehmen. Die restlichen 33 Prozent bleiben bei Fresenius. Der Geschäftszweig umfasst 67 Einrichtungen mit 9.100 Betten und rund 9.500 Beschäftigten in Deutschland, Österreich, der Schweiz, der Tschechischen Republik und Großbritannien. In Österreich sind laut Gewerkschaft vida 3.500 Mitarbeiter:innen in 21 Einrichtungen Teil des Pakets. Darunter ist auch das Anton-Proksch-Institut am Rande von Wien, das zu 60 Prozent Eigentum der Vamed ist und zu 40 Prozent einer Stiftung gehört. Eine Abfuhr kommt allerdings von der Stadt: „Die Stadt Wien wird die Anteile der Vamed nicht übernehmen. Das ist mit der Gewerkschaft auch so abgesprochen“, wurde Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) Hacker in der ZIB zitiert. (red/APA)