Forschende aus Wien haben eine Möglichkeit gefunden, Grippe-Impfstoffe zu verbessern. Tierversuche zeigten vielversprechende Ergebnisse.
Wiener Wissenschaftler:innen wollen die Wirksamkeit von Influenza-Vakzinen durch ein weiteres Antigen neben Hämagglutinin verbessern. Sie haben dafür virusähnliche Partikel mit dem zweiten Hauptbestandteil der Virusoberfläche, der Neuraminidase, konstruiert. In einem zahlenmäßig beschränkten Tierversuch zeigte sich, dass die angepassten Impfstoffe Mäuse vor einer für sie tödlichen Grippe schützen konnten.
In den herkömmlichen Vakzinen sind derzeit zwei Hämagglutinin-Antigene (H1 und H3) für die Influenza-A-Viren A/H1N1 und A/H3N2 enthalten. Den Neuraminidase-Antigenen (N1 und N2 für die beiden genannten Virusstämme) schenkte man bisher weniger Beachtung. Die Forschenden produzierten nun auf gentechnischem Weg (Insektenzell-Systeme) N2-Antigene auf virusähnlichen Partikeln (VLPs). Solche Partikel werden seit längerer Zeit für mittlerweile weltweit bereits milliardenfach verwendete Vakzine als Antigenträger benutzt – ein Beispiel sind die Impfstoffe gegen HPV. Sie rufen eine verstärkte Immunantwort hervor, da die VLPs für ein virusähnliches „Aussehen“ sorgen. „Mäuse, die eine Impfung mit einem Mikrogramm der N2-VLPs erhalten hatten, waren gänzlich vor einer tödlichen Erkrankung geschützt“, schrieben die Wissenschaftler:innen in „Frontiers in Immunology“. Dem gegenüber starben alle Tiere, die nur lösliche N2-Proteine ohne künstliche virusähnliche Partikel erhalten hatten. VLPs mit N2 in geringerer Dosis (0,3 Mikrogramm) pro Impfung überlebten – allerdings zum größten Teil mit einem größeren Gewichtsverlust (minus 15 Prozent).
In der Diskussion ihrer Ergebnisse stellen die Wissenschafter:innen fest, dass man in Zukunft jedenfalls für Influenza-Vakzine auch extra Neuraminidase-Proteine oder VLPs mit Neuraminidasen an der Oberfläche verwenden könnte, um eine stärkere Immunantwort zu erzielen. Die Neuraminidase-Antigene verändern sich offenbar auch langsamer als das Hämagglutinin als Hauptantigen der Grippeerreger. Solche Impfstoffe mit einer Antigen-Kombination könnten eventuell länger und breiter wirken. Die ursächlich wirksamen Influenzamedikamente wie Oseltamivir blockieren übrigens die Virus-Neuraminidase. Bis zur möglichen Anwendung solcher Influenza-Impfstoffe ist allerdings noch ein weiter Weg vom Tierversuch bis zu erfolgreichen klinischen Studien über Wirksamkeit und Verträglichkeit. Seit Jahrzehnten wird an besseren Influenza-Vakzinen geforscht. Ein wirklicher Durchbruch im Vergleich zu den herkömmlichen Vakzinen ist aber bisher ausgeblieben. (red/APA)
SERVICE: Publikation