Was macht eine sexistische Gesundheitsversorgung mit der Psyche von Frauen? Anlässlich des Welttages für Frauengesundheit am 28.5. warnen Expert:innen vor gefährlichen Auswirkungen von Benachteiligung.
Frauen haben, auch im Jahr 2024 und in einem reichen Land wie Österreich, immer noch eine Vielzahl spezifischer Herausforderungen zu bewältigen: Finanzielle Benachteiligung, hohe Pflegebelastung, gesellschaftlicher Druck auf den weiblichen Körper sowie Gewaltbedrohung haben nachweislich negative Auswirkungen auf Körper und Psyche, wie der Berufsverband Österreichischer Psycholog:innen (BÖP) anlässlich des Internationalen Welttages für Frauengesundheit festhält. Fest steht laut BÖP, dass psychische Erkrankungen wie Depressionen, Suchterkrankungen und Suizidversuche doppelt so häufig auftreten, wenn Gewalt im Spiel ist. „Die unterlegene gesellschaftliche Position der Frauen, ihr geringeres Einkommen, patriarchale Gewalt und seit Jahrhunderten gleichbleibende Rollen-Erwartungen schwächen die Frauen in erheblichem Maße“, warnt BÖP-Präsidentin Beate Wimmer-Puchinger.
Ein aktueller Bericht des Weltwirtschaftsforums zeigt, dass Frauen weltweit 25 Prozent mehr Lebensjahre in schlechter Gesundheit verbringen als Männer. Laut dem Österreichischen Frauengesundheitsbericht werden Frauen in Österreich durchschnittlich 83,7 Jahre alt, verbringen jedoch etwa 19,3 Jahre in mittelmäßiger bis schlechter Gesundheit und sind dabei häufiger von psychischen Erkrankungen wie Depressionen betroffen. Zusätzlich sind zwei Drittel der von ME/CFS Betroffenen Frauen bei einer gleichzeitig schlechter wirkenden Reha – RELATUS MED berichtete. Und selbst Frauen, die in einem Gesundheitsberuf arbeiten, erfahren Nachteile: Laut einer US-Studie sind sie häufiger von Stress und Burnout betroffen als ihre Kollegen – auch hier berichtete RELATUS MED.
Für Wimmer-Puchinger verdeutlichen die gesundheitlichen Unterschiede „die Notwendigkeit geschlechtsspezifischer medizinischer Forschung und Versorgung“. Trotz der Fortschritte in den vergangenen 20 Jahren seien Frauen in klinischen Studien weiterhin unterrepräsentiert. Dies verursache erhebliche Daten- und Wissenslücken sowie verzögerte Diagnosestellungen. Wie eine dänische Langzeitstudie zeige, werden Frauen bei über 700 Krankheiten später diagnostiziert als Männer. Es sei daher dringend an der Zeit, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um die Position der Frau in der Gesellschaft nachhaltig zu verbessern. Dazu gehören laut BÖP der Ausbau von niederschwelligen Beratungs- und Therapieangeboten, psychologische Unterstützung in verschiedenen Lebensphasen, wie zum Beispiel postpartaler Depression, und mehr Aufklärung sowie Sensibilisierung in der Gesellschaft. Wimmer-Puchinger wünscht sich für Österreich eine Allianz aller wichtigsten Entscheidungsträger des Landes, um „gemeinsam gegen Gewalt an Frauen aufzustehen“. (kagr)