Hass gegen Ärzt:innen im Netz nimmt zu 

© Ärztekammer für Wien/Seelig

Eine neue Umfrage der Wiener Standesvertretung zeigt ein erschreckendes Ausmaß von Aggression gegenüber Mediziner:innen. Ein neues Angebot der Kammer soll Betroffenen helfen. 

Bei einer Umfrage im Auftrag der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien unter rund 1.000 Mediziner:innen gaben etwa 58 Prozent an, von ungerechtfertigten Online-Bewertungen betroffen gewesen zu sein. 14 Prozent wurden sogar Opfer von Hass im Netz – „Tendenz stark steigend“, wie der Wiener Ärztekammerpräsident, Johannes Steinhart, am Dienstag bei einer Pressekonferenz warnte. „Die Hemmschwelle für Beschimpfungen, herabwürdigende und geschäftsschädigende Kommentare und sogar die Androhung von Gewalt wird im digitalen Raum immer niedriger. Solche digitalen Aggressionen sind nicht nur ein Angriff auf die psychische Unversehrtheit von Ärztinnen und Ärzten, sie sind ein Angriff auf die gesamte Gesundheitsversorgung“, kritisierte Steinhart.

Für Betroffene rief die Kammer nun die Ombudsstelle „Hass im Netz“ ins Leben, die ab sofort als niederschwellige und kostenfreie Erstanlaufstelle dienen soll. Rechtsexpert:innen bieten hier den Mediziner:innen eine Ersteinschätzung zu möglichen juristischen Schritten. „Das Setzen dieser Schritte, wie zum Beispiel Klagen, liegt dann direkt bei den betroffenen Ärztinnen und Ärzten“, wurde seitens der Kammer betont. Zudem werden Vorlagen wie etwa Musteranträge für Löschungsbegehren zur Verfügung gestellt. Verstärkung holte sich die Kammer dafür von der versierten Medienanwältin Maria Windhager. „Bei eindeutigen Verletzungen der Persönlichkeitsrechte können mit anwaltlicher Unterstützung weitere rechtliche Schritte gesetzt werden, wie Abmahnungen und Klagen. Das gilt insbesondere auch für ruf- und geschäftsschädigende Bewertungen“, erklärte die Expertin.

Vizepräsidentin Naghme Kamaleyan-Schmied, die selbst während der Covid-19-Pandemie Morddrohungen per Mail erhalten hatte, betonte, dass es unabdingbar sei, dass sich die Ärzt:innen in den Ordinationen sicher und wohl fühlen. Den Hauptgrund für den mitunter großen Zorn der Patient:innen – etwa durch lange Wartezeiten – verortete sie in einer generellen Unterversorgung. Covid-19 spiele hingegen kaum noch eine Rolle. (red/APA)