Weil die Bundesländer wie berichtet in Spitälern nur für ihren Bedarf ausbilden, sollen MedUnis wieder Hausärzte ausbilden, fordern Fachleute. Das Bildungsministerium nimmt hingegen die Länder in die Pflicht.
Ein neuer Vorschlag soll dem bundesweiten Mangel an niedergelassenen Kassen-Allgemeinärzten begegnen. Wie berichtet gibt es Kritik, dass die Bundesländer in ihren Krankenhäusern nur jene Ärzt:innen ausbilden, die sie in Spitälern benötigen – nicht aber für den niedergelassenen Bereich. Der Bund sollte den österreichischen MedUnis/Universitätskliniken 120 zusätzliche Fünf-Jahres-Ausbildungsstellen für Hausärzt:innen zahlen, erklärte Wilhelm Marhold, Experte der Praevenire-Gesundheitsinitiative, und ehemaliger Generaldirektor des Spitalsbetriebers WiGEV bei einem Hintergrundgespräch in Wien.
Der Praevenire-Experte will damit schnell Gegenmaßnahmen zur Pensionierungswelle unter den Hausärzt:innen in Österreich gesetzt sehen. Im Jahr 2000 – so Alexander Biach, ehemaliger Chef des Hauptverbandes der Sozialversicherungsträger (nunmehr Dachverband) – gab es 10.650 Allgemeinmediziner:innen, davon 4.228 Kassen-Hausärzt:innen, bei einer Bevölkerung von rund acht Millionen Einwohner. 2022 waren es knapp 13.000 Allgemeinmediziner:innen, aber nur noch 3.990 Hausärzt:innen mit Kassenvertrag – bei knapp neun Millionen Einwohnern.
Geschaffen werden müsse ein Ausbildungscurriculum, das sicherstellt, dass aus dem Programm ausschließlich Allgemeinmediziner:innen für die niedergelassene Praxis herauskommen, fordert Marhold. Gegenüber der APA äußerte sich der Rektor der MedUni Wien, Markus Müller, vorsichtig positiv zu dem Plan: „An sich ist das eine interessante Idee. Wir haben an den Universitätskliniken der MedUni Wien bereits Teil-Anerkennungen als Ausbildungsstätten durch die Ärztekammer. Das könnte man weiter ausbauen.“ An sich sei man im Studium und als auch am Ende mit dem klinisch praktischen Jahr und rund hundert Lehrordinationen bereits jetzt auch stark in der Ausbildung von zukünftigen Allgemeinmedizinern engagiert. Die Regierung hat zuletzt angekündigt, bis Jahresende den Facharzt für Allgemeinmeidzin schaffen zu wollen.
Im Bildungsministerium lehnt man eine Finanzierung durch den Bund ab, hieß es in einer der APA übermittelten Stellungnahme. Die ärztliche Ausbildung nach Abschluss des Studiums sei keine universitäre Aufgabe, sondern könne an zahlreichen Gesundheitseinrichtungen und Krankenanstalten in ganz Österreich erfolgen. Darunter seien natürlich auch die Krankenanstalten der Länder, die mit den Medizinischen Universitäten zusammenwirken. „Die Schaffung zusätzlicher Dienstposten an den Krankenanstalten zur Verbesserung der Ausbildung für Allgemeinmedizin ist sicher eine überlegenswerte Initiative zur Erfüllung der Aufgaben der Länder, allerdings sind diese Dienstposten durch die Krankenanstalten beziehungsweise die Länder zu finanzieren.“ (rüm/APA)