Gesundheitsminister Anschober hat Neuerungen zur Teststrategie in Österreich vorgestellt. Schnelle Antigentests sollen niedergelassenen Ärzten die Arbeit erleichtern. Die Ärztekammer kritisiert, dass noch viele Fragen offen seien. Das Ministerium weist das zurück – die Kammer sei seit Wochen in Gespräche eingebunden.
Für heftige Diskussionen hat am Donnerstag die neue Teststrategie der Regierung gesorgt. Zentrales Thema sind schnellere Nachweise durch Antigen-Verfahren und ihre Anwendung in Hausarztpraxen. Den herkömmlichen PCR-Test ersetzen diese Tests jedoch nicht. Probeweise sind die Tests bereits in Wien zum Einsatz gekommen. Die Anwendungsgebiete umfassen Tests von symptomatischen Personen bei Hausarztpraxen, in Spitalsambulanzen, in Schulen sowie in Alters- und Pflegeheimen – die Teilnahme ist für Ärzte freiwillig. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) betonte, dass es ausreichend Tests gebe, die Kosten für die Tests vom Bund übernommen und über die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) abgerechnet werden. Ein Antigentest liefere ein Ergebnis bereits in 15 Minuten. Ein positiver Antigentest gilt als COVID-19-Verdachtsfall und muss dann unverzüglich an die zuständige Bezirksverwaltungsbehörde gemeldet werden. Bis auf Weiteres müssen positive Ergebnisse durch Antigentests zudem mittels PCR-Test bestätigt werden.
Die Österreichische Ärztekammer reagierte mit Kritik. Zwar begrüßt man die Möglichkeit der Testungen auf freiwilliger Basis, allerdings würden „halbgare Lösungen“ Patienten verunsichern und die Ordinationen in Anfragen untergehen, hieß es in einer Aussendung. Auch sei die Verordnung ohne Einvernehmen mit der Ärztekammer erlassen worden, kritisierte diese. Der Gesundheitsminister habe die Vorgehensweise nicht zu Ende gedacht. „In der konkreten Frage ist noch nicht einmal geklärt, welche und wie viele Ärztinnen und Ärzte mitmachen, die Abrechnung ist noch unklar – ja nicht einmal die Tests stehen schon zur Verfügung“, sagte Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte. Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres betonte, dass die Schnelltests in den meisten Ordinationen in Wien nicht durchgeführt werden können, da die räumlichen Voraussetzungen dafür nicht gegeben sind. „Die Verordnung des Ministers ist nicht im Einvernehmen mit der Kammer erlassen worden, wesentliche Gespräche wurden nicht zu Ende geführt oder gar nicht mit uns gesucht. Die für Wien geplante Lösung mit Containern ist auch noch nicht fertig verhandelt“, kritisierte er. Edgar Wutscher, Obmann der Bundessektion Allgemeinmedizin, berichtete von erheblicher Zusatzbelastung der Hausärzte: „Ärztinnen und Ärzte werden nun überrannt, obwohl wesentliche Kernpunkte noch offen sind. Selbst wenn sie gerne testen möchten, können sie das noch nicht, weil die Tests nicht da sind.“
Anschober wies die Kritik zurück: der Weg zur Ermöglichung von Antigentests im niedergelassenen Bereich sei seit Wochen in Zusammenarbeit mit Ärzten vorbereitet worden. „Wir merken einen enormen Zuspruch – ganz viele Ärztinnen und Ärzte wollen in den nächsten Tagen und Wochen in diese neue Möglichkeit einsteigen. Das hilft uns bei unserer Arbeit zur Einschränkung der Pandemie sehr, denn dadurch werden Tests und Kontaktpersonenmanagement beschleunigt, die Hotline 1450 entlastet und Ärztinnen und Ärzte können noch stärker in dieser schwierigen Phase der kommenden Wochen mit unterschiedlichen Infektionskrankheiten ihrer Aufgabe im Interesse der Patienten nachkommen.“ Es habe im Vorfeld „intensive Gespräche“ mit Vertretern der Ärztekammer und vielen niedergelassenen Ärzten gegeben. Auch die Österreichische Gesundheitskasse war in die Vorbereitungen eingebunden. Über die Bundesbeschaffung GmbH seien bereits mehrere Produkte für abrufberechtige Institutionen wie die Ärztekammern, Apothekerkammern und die Bundesländer zum Preis von etwa 5 bis 7 Euro verfügbar. In seiner Aussendung zitiert Anschober dann Dietmar Baumgartner, Vizepräsident und Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte der Ärztekammer für Niederösterreich, sowie Christoph Dachs, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin, die die Lösung und eine rasche Umsetzung begrüßen. Bei der Pressekonferenz selbst präsentierte unter anderem auch ÖGAM-Vizepräsidentin Susanne Rabady die neue Teststrategie. (red)
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