Immer öfter werden durch Stürme, Hitze- und Trockenwellen, Überschwemmungen direkte Folgen des Klimawandels sichtbar. Die Auswirkungen auf das Gesundheitssystem nehmen zu, sagt der Umweltmediziner und Public-Health-Experte Hans-Peter Hutter von der Medizinuniversität Wien.
Bei Hitzeperioden sind nachweislich mehr hitzeassoziierte Todesfälle zu verzeichnen – es komme aber auch zu hitzeassoziierten Leistungsabfällen, warnt Hutter vor der aktuellen Hitzeperiode der kommenden Tage. Für ihn sind die Auswirkungen regional unterschiedlich, hängen aber klar mit dem Klimawandel zusammen. „Wir merken schon jetzt, dass uns intensivere Hitzeperioden öfter ins Haus stehen. Allerdings betreffen diese vor allem die urbane Bevölkerung. Hitzewellen haben im ländlichen Bereich einen deutlich geringeren direkten Impact auf die Bevölkerung. Die Menschen, die abseits von versiegelten Flächen leben, profitieren am Abend von einer stärkeren Abkühlung. Das gilt natürlich auch für die Stadt. Auch dort gibt es Unterschiede: Wer etwa näher an einem Park wohnt, spürt eine Hitzewelle ganz anderes als jemand, der in einem dicht verbauten Innenstadtbezirk lebt, wo es auch nachts heiß bleibt.“
Umgekehrt bemerke die städtische Bevölkerung den Wassermangel derzeit noch weniger als die ländliche. „Dürre und Wassermangel treffen Land- und Forstwirte besonders hart und können sogar die Existenz kosten.“ Hutters Fazit: Ein und dasselbe Extremereignis hat unterschiedliche Effekte auf die Menschen selbst in einem so kleinen Land wie Österreich. Das ist seiner Ansicht nach ein Grund, warum man die Probleme des Klimawandels den Menschen so schwer vermitteln kann und Klimaschutzmaßnahmen nur schwer umsetzbar sind.
Hutter empfiehlt Ärzten und Apothekern auch die Patienten entsprechend vorzubereiten. Das betreffe etwa die Handhabung von Arzneimitteln. „Wir reden hier aber nicht davon, dass man Medikamente nicht in der Sonne liegen lassen soll – das war nie zu empfehlen. Bestimmte Medikamente können bei Hitze Probleme verursachen. Daher muss man bei vielen Medikamenten im Falle einer Hitzewelle die Dosierung umstellen. Das gilt etwa für Diuretika, Blutdrucksenker und Psychopharmaka. Hier müssen Ärzte im Vorfeld proaktiv sein und Patienten informieren.“ Hier sei vor allem das Gesundheitssystem gefordert, die Akteure effizient zu informieren. Auch Apotheker könnten einen Beitrag leisten. (rüm)