Vor dem Höhepunkt der aktuellen Hitzewelle haben Umweltministerin Leonore Gewessler und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (beide Grüne) am Donnerstag vor den gesundheitlichen Folgen des Klimawandels gewarnt.
Mit Temperaturen von bis zu 37,5 Grad war der Donnerstag der bisher heißeste Tag des Jahres. Zuletzt häuften sich zudem Unwetterereignisse. „Es ist fast so, als würde uns die Klimakrise sagen wollen: ‚So schaut es aus, wenn ihr nichts tut‘, kommentierte Gewessler die bisherigen Wetter-Extreme im Jahr 2021 und die Schadensfälle. Drastische Beispiele zu den Folgen der Hitze für ältere Menschen, führte der Wiener Intensivmediziner und Internist Moritz Haugk an: Während ein Hitzekollaps, etwa in Form leichter Schwindelgefühle beim Aufstehen, auch jüngere Personen betreffen kann, kenne er aus seiner Tätigkeit als Notarzt weitaus Schlimmeres. „Immer wieder kommt es zu Einsätzen, bei denen die Feuerwehr eine Wohnungstür aufbrechen muss“, und in dieser finde man dann eine tote Person in einer völlig überhitzten Wohnung. „Wir kennen die demografische Entwicklung“, warnte der Vorstand der Notfallabteilung der Klinik Hietzing. Spitäler, Pflegewohnhäuser müssten sich in Zukunft auf schwere Folgen der zunehmenden Hitze vorbereiten.
„Hitze setzt nicht nur der Umwelt zu, sondern auch uns Menschen“, sprach die Umweltministerin das im Extremfall tödliche Risiko hoher Temperaturen an. Aus Studien würde hervorgehen, dass selbst das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels der Erderwärmung, das im Pariser Klimavertrag festgelegt wurde, die Zahl der Hitzetoten verzehnfachen würde. „Wenn wir es nicht schaffen, dann haben wir in Europa 100.000 jährlich, die an Hitze sterben“, warnte Gewessler – und schon jetzt seien besonders Menschen aus sozial schwachen Schichten von der Hitze betroffen, wie auch Menschen mit Vorerkrankungen und jene im hohen Alter. Mit finanziellen Folgen für das heimische Gesundheitssystem: „Schon jetzt haben wir Kosten von bis zu 2,3 Milliarden Euro jährlich durch die Erderhitzung.“
„Wir haben uns in vergangenen Monaten hauptsächlich mit der Corona-Pandemie auseinandersetzen müssen“, hob Mückstein hervor, trotzdem dürfe nicht vergessen werden, dass es mit dem Klimawandel eine zweite globale Herausforderung gebe – jetzt, hier und bei uns: Ungefähr 300 Hitzetote gibt es in Österreich bereits pro Jahr. Zwar warne ein Frühwarnsystem bereits gegenwärtig die Bezirksverwaltungsbehörden, Krankenhäuser oder Altersheime vor den Hitzewellen, aber das Gesundheitssystem müsse sich kurz- und langfristig weiter auf die kommenden Entwicklungen einstellen. Der Klimawandel werde bis zu sechs Milliarden Kosten für das Gesundheitssystem bis 2050 bringen, da gehe es nicht mehr um ein „Wohlfühlproblem“, sagte Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb von der Universität für Bodenkultur. (red/APA)