Die konstituierende Vollversammlung der Ärztekammer für Niederösterreich war offenbar ein richtiger Krimi. Am Ende setzte sich eine breite Koalition durch. Wie in Vorarlberg leitet die Kurie der niedergelassenen Ärzte künftig eine Frau.
Harald Schlögel ist am Mittwoch zum neuen Präsidenten der Ärztekammer für Niederösterreich gewählt worden. Der 60-Jährige HNO-Arzt folgt Christoph Reisner nach, der sich nach 15 Jahren an der Spitze der Kammer zurückgezogen hatte. Für Schlögel hat sich bereits im Vorfeld der Vollversammlung ein als Reformpartnerschaft tituliertes Bündnis von fünf Fraktionen ausgesprochen. Zum genauen Abstimmungsverhältnis bei der Kür des Präsidenten gab es seitens der Ärztekammer keine Auskunft. Medienberichten zufolge waren aufgrund einer Pattsituation drei Wahldurchgänge notwendig.
Schlögel gilt als erfahrener Kammerfunktionär und gehört dem „Ärzteverband NÖ“ an, der bei der Wahl am 2. April hinter „ARGUS – Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Spitalsärzte“ Rang zwei eingefahren und 13 Mandate erobert hatte. Bereits in den 2000er-Jahren hatte Schlögel als Vizepräsident der Ärztekammer für Niederösterreich fungiert. Der Facharzt betreibt eine HNO-Kassenordination in Mödling. Auf eine Zusammenarbeit für die kommende Funktionsperiode bis 2027 und die gemeinsame Unterstützung von Schlögel geeinigt haben sich kurz vor Ostern der „Ärzteverband NÖ“, „#RELOAD – Kammer besser machen“, die „Plattform Freiwilligkeit“, „Gemeinsam Zukunft gestalten“ sowie die „Liste Integrative Medizin“. Zum ersten Vizepräsidenten wurde Andreas Zeitelberger gekürt. Als Vizepräsidentin und Kurienobfrau der niedergelassenen Ärzte fungiert Martina Hasenhündl, Vizepräsident und Kurienobmann der angestellten Ärzte ist Wolfgang Walentich.
„Ich bin froh, dass die Schmiedearbeiten an der Reformkoalition geglückt sind und wir wesentliche Gestaltungsfunktionen übernehmen dürfen. Den Ärztinnen und Ärzten in Niederösterreich verspreche ich, dass wir uns in den kommenden fünf Jahren mit aller Kraft für ihre Belange einsetzen werden. Wir wollen die Ärztekammer in eine agile und transparente Interessenvertretung verwandeln und die großen Probleme in der Versorgungslandschaft, in der Ausbildung, im Verhältnis von Arbeitsleistung und Verdienst offensiv angehen“, sagte Martina Hasenhündl. (rüm)