MEINUNG: Die Impfdiskussion wird vor allem im Internet gelöst

Meinung

Impfskeptiker nehmen zu und führen bekanntlich dazu, dass die Impfquote sinkt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Impfgegner sogar zu einer der zehn größten globalen Gesundheitsbedrohungen erklärt. Gesundheitsministerin Mag. Beate Hartinger-Klein (FPÖ) hat angekündigt, mit entsprechenden Informationen die Skeptiker überzeugen zu wollen. Im Gegenzug zu den Gegnern, die man nicht mehr überzeugen könne. Die Österreichische Ärztekammer fordert sogar eine Impfpflicht.

Das ist aber wieder Wasser auf die Mühlen von Gegnern und Verschwörungstheoretikern, die weiter mobil machen. Nicht zuletzt über soziale Netzwerke. Und deren Algorythmen fördern die Skepsis sogar zunehmend. Wer einmal auf ein „Gefällt mir“ unter einem Impfgegner-Beitrag geklickt hat, der wird von Facebooks Empfehlungsalgorithmus zu weiteren Impfgegner-Foren geleitet, bekommt gesponserte Beiträge über Impfschäden von Alternativmedizin-Anbietern als bezahlte Werbeanzeigen in seinem Newsfeed angezeigt. Mehr noch: Wie die britische Tageszeitung der Guardian enthüllt hat, hat Amazon über sein Smile-Programm sogar indirekt Impfgegner finanziert. Wer nämlich über die Domain smile.amazon.de Waren bestellt, spendet automatisch 0,5 Prozent seines Einkaufswertes an eine wohltätige Organisation seiner Wahl.

Jetzt könnte die Situation allerdings kippen. Internetplattformen wie Pinterest, Youtube und Facebook aber auch Amazon wollen verstärkt gegen Fehlinformationen über Impfungen vorgehen. Pinterest hat seinen Umgang mit impffeindlichen Inhalten geändert: bestimmte Suchanfragen zu Impfungen wie übrigens auch zu fragwürdigen Krebstherapien werden blockiert. Auch Nutzerkonten mit irreführenden Inhalten wurden gesperrt. „Wir wollen, dass Pinterest ein inspirierender Platz für Menschen ist, und an Fehlinformationen ist nichts Inspirierendes“, hieß es in einer Unternehmensmitteilung.

Die Video-Plattform YouTube hat ebenfalls angekündigt, dass sie Werbungen aus impffeindlichen Videos entferne. Facebook will die Verbreitung der Inhalte von Impfgegnern in dem Onlinenetzwerk einschränken. Facebook-Seiten und Gruppen, die „falsche Informationen über Impfungen verbreiten“, werden in Newsfeeds der Nutzer und bei Suchanfragen zurückgestuft, wie das Onlinenetzwerk in einem Blogeintrag mitteilte. Werbung mit falschen Informationen über Impfungen werde überhaupt nicht mehr angenommen. Die Maßnahmen gelten zunächst für Inhalte in Englisch, Spanisch und Französisch und sollten auch auf weitere Sprachen ausgeweitet werden. Amazon kündigte wiederum an, fünf Dokumentationen von Impfgegnern aus dem Prime-Programm zu nehmen.

Es wird sich zeigen, ob derartige Maßnahmen entsprechende Wirkung zeigen und dazu beitragen, die Debatte zu versachlichen. (Martin Rümmele)