Impfungen sollten der Normalfall, nicht impfen die Ausnahme sein. Das geht aus dem Impfplan Österreich 2020 hervor, der am Samstag beim Österreichischen Impftag in Wien präsentiert worden ist.
Auf 176 Seiten führt ein Expertenkomitee als Autorenteam im Auftrag des Gesundheitsministeriums de facto alle Details auf, die es rund um Immunisierungen zu beachten gibt. „Schutzimpfungen gehören zu den wichtigsten, wirksamsten präventiven Maßnahmen in der Medizin“, heißt es in der Präambel. In Österreich sei da einiges aufzuholen: „Die derzeitige epidemiologische Situation in Österreich erfordert vor allem Anstrengungen zur Reduktion des Erkrankungsrisikos an Keuchhusten und Masern. Auch Influenza verursacht jedes Jahr bis zu 1.000 Todesfälle, darunter auch Todesfälle bei zuvor vollkommen gesunden Kindern. Hier ist es ebenfalls notwendig, die Durchimpfungsraten deutlich zu erhöhen“, schreiben die Autoren.
Jedes Jahr passt das Autorenteam des Österreichischen Impfplans die Details an die neuesten Erkenntnisse und Entwicklungen im Bereich der Immunisierungen an. „Es gibt in diesem Jahr zahlreiche Neuerungen“, sagte die Wiener Vakzinologin Ursula Wiedermann-Schmidt zu dem offiziellen Expertenstatements des Gesundheitsministeriums. Bei den kostenlosen Kinderimpfungen findet sich beispielsweise eine erhebliche Änderung bei der Pneumokokken-Impfung. Ab Februar 2020 ist der 13-valente Impfstoff Prevenar 13 (PNC13) im kostenfreien Impfprogramm verfügbar. Bisher konnten die Kinder gegen zehn Stämme der Pneumokokken per Gratis-Impfung geschützt werden. Jetzt ist das bei 13 Stämmen der Fall, was die Erkrankungsraten reduzieren sollte. Ab 1. Februar dieses Jahres wird auch bei der Rotavirus-Impfung eine Umstellung erfolgen. Zum Einsatz wird dann bei den kostenlosen Immunisierungen die Rotarix-Vakzine kommen. Die Schluckimpfung mit dem Lebendimpfstoff soll ehestmöglich ab der vollendeten sechsten Lebenswoche verabreicht werden.
Generell empfehlen die Experten Eltern, Schutzimpfungen bei ihren Kindern vornehmen zu lassen. In der medizinischen Versorgung von Säuglingen und Kleinkindern entspreche es dem Stand der medizinischen Wissenschaft, Grundimmunisierungen rechtzeitig zu beginnen, nicht unnötig zu verzögern und zeitgerecht abzuschließen. Insgesamt sollte bei Vorhandensein eines verträglichen Impfstoffes im Zweifelsfall die Immunisierung erfolgen. Generell wird empfohlen, alle Impfungen bei gegebener Indikation weitestgehend als Kombinationsimpfungen durchzuführen, um die Zahl der Injektionen möglichst gering zu halten.
Die Österreichische Ärztekammer fordert jedenfalls eine Masern-Impfpflicht. Die Strategie der vermehrten Information hätte nicht ausreichend gewirkt, sagte Kammerpräsident Thomas Szekeres in einem Eingangsstatement. Nicht hohe Strafen, aber der Vermerk im Mutter-Kind-Pass und die Koppelung der Höhe von Sozialleistungen an die von Kindern absolvierte Immunisierung seien zu fordern. (APA/red)