In Wien startet am Wochenende die erste Welle von Impfungen für niedergelassene Ärzte. In Kärnten und der Steiermark gibt es Kritik, weil die dortigen Landesverantwortlichen andere Pläne haben. Auch die Pflege fühlt sich benachteiligt.
Die Kärntner Ärztekammer hat keine Freude mit der Covid-19-Impfstrategie des Landes. Der niedergelassene Bereich sei nach hinten gereiht worden und solle erst ab der siebenten Kalenderwoche, also ab Mitte Februar, die Möglichkeit der Immunisierung erhalten, hieß es in einer Aussendung der Kammer. „Das ist nicht nachvollziehbar“, kritisierte Ärztekammerpräsidentin Petra Preiss. Sie fordert die rasche Bereitstellung von Impfdosen für das Gesundheitspersonal. Der Impfplan der Landesregierung sehe vor, dass nun die über 80-Jährigen geimpft werden sollen. Hingegen sei nicht einmal das Personal des Covid-19-Visitendienstes, auch nicht die Notfallmediziner und die Ärztinnen und Ärzte in den Heimen bei der Impfstrategie des Landes an vorderster Stelle zu finden. Preiss: „Nur in Kärnten hat man die Impfungen des niedergelassenen Sektors völlig ausgesetzt, Oberösterreich impft über 80-Jährige und Ärztinnen, alle anderen Bundesländer fangen mit dem Gesundheitspersonal an. Wir verstehen natürlich, dass ältere Menschen als besonders Gefährdete geschützt werden sollen, aber wir als Ärztinnen und Ärzte stehen an vorderster Front. Wir haben tagtäglich mit dem Virus zu tun“, betonte Preiss.
Kritik gibt es auch in der Steiermark. Die Interessengemeinschaft Niedergelassene Ärzte, namentlich Obmann Dr. Alexander Moussa und Vize-Obmann und Ärztekammervizepräsident Prof. Dr. Dietmar Bayer, fordern die vorgezogene Schutzimpfung auch für niedergelassene Ärzte in der Steiermark. Anders als in Wien, gebe es diesbezüglich in der Steiermark keine Planungen. Bayer: „Aktiver Schutz von Ärztinnen und Ärzten ist auch aktiver Schutz der Patientinnen und Patienten, denn die Niedergelassenen Ärzte werden in Folge wohl der stärkste Versorgungskanal in der Impf-Offensive der nächsten 18 Monate sein.“ Es könne nicht sein, dass die niedergelassenen Ärzten nicht nur ohne Unterstützung und Schutz dastehen, sondern auch noch mangelnde Wertschätzung der Arbeit hinnehmen müssen, ergänzt Moussa. Der steirische Ärztekammerpräsident Herwig Lindner fordert, so wie auch der Bundesobmann der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte Johannes Steinhart, den Impfschutz für alle niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte flächendeckend in ganz Österreich und damit auch in der Steiermark sicherzustellen.
In Wien startet am Freitag die erste Großimpfaktion gegen das Coronavirus: In der Messe Wien sollen an vier Tagen rund 11.000 Personen aus dem Medizin- und Gesundheitsbereich die erste Dosis erhalten. Auf die verfügbaren Termine hat es einen regelrechten Run gegeben. So sind Slots bereits ausgebucht, heißt es aus der Ärztekammer. Der Großteil der Impfdosen ist für die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte und deren Personal reserviert. 8.500 Dosen stehen ihnen zur Verfügung. Der Österreichische Gesundheits- und Krankenpflegeverbands (ÖGKV) kritisiert indes, dass auf die Mitwirkung der Pflege bei Entwurf und Planung der Impf-Aktion verzichtet wurde. Doch es sei gerade das Gesundheits- und Krankenpflegepersonal, das täglichen im engen Kontakt mit der Hochrisikogruppe der Bewohnerinnen und Bewohner von Langzeitpflegeeinrichtungen steht und dadurch zur Förderung eines positiven Impfklimas enorm beitragen kann, sagt ÖGKV-Präsidentin Elisabeth Potzmann. (rüm/APA)