In der ÖGK herrscht dicke Luft. Anlass ist nicht die Corona-Krise sondern eine schriftliche Dienstanweisung der Generaldirektion an die neun Landeschefs, in der eine lückenlose Weitergabe von Gesprächsinhalten verlangt wird.
Bundesländervertreter in der Österreichischen Gesundheitskasse sind sauer. Sie orten zwischen den Bundesländern und der ÖGK-Spitze eine „Misstrauenskultur“. ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer soll in einem Schreiben an die neun ÖGK-Landesstellenleiter die Information fordern, „wann und zu welchen Zweck ihr Termine mit diversen Stakeholdern absolviert“, berichten die „Kleine Zeitung“ und die „Oberösterreichischen Nachrichten“ am Wochenende. In einer Excel-Tabelle, die alle 14 Tage zu befüllen sei, sollen vorausschauend alle geplanten Termine und rückblickend eine „stichwortartige Zusammenfassung der Ergebnisse“ eingetragen werden.
Die Vorsitzende der Arbeitnehmerkurie aller neun Landesstellen sieht darin eine „Misstrauensanweisung“ und fordert deren Rücknahme. Sie kritisiert eine „Kultur von Überwachung und Misstrauen“ und bezeichnet es insbesondere als nicht hinnehmbar, dass Wurzer von Gesprächen mit Selbstverwaltungsmitgliedern Gesprächsprotokolle verlange. Der ÖGK-Obmann und oberste Arbeitnehmervertreter, Andreas Huss, will die Wogen wieder glätten und sieht die Angelegenheit „differenziert“. Dass es in einem Unternehmen ein Berichtswesen gebe und der Generaldirektor einen Überblick haben will, was im Unternehmen läuft, sei grundsätzlich okay, sagte der ÖGK-Obmann. Ob aber ein solches Schreiben der richtige Weg sei oder ob es nicht bessere Möglichkeiten gebe, „darüber kann man diskutieren“. Für „überschießend“ hält Huss allerdings die Forderung, dass die Landesstellenvorsitzenden über ihre Gespräche im Rahmen der Selbstverwaltung mit politisch Verantwortlichen oder Interessensvertretern wie etwa der Ärztekammer berichten sollen. Huss lädt zu einer Besprechung ein, an der die Generaldirektion, alle Landesstellenvorsitzenden, die Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter sowie Mitglieder des Verwaltungsrates teilnehmen sollen. Er will helfen, die Kommunikationswege zwischen Zentrale und Landesstellen zu verbessern. Dass es in einem so großen Unternehmen, das neu aufgestellt wurde, noch Reibungsverluste gibt, sei aber völlig normal. (red/APA)