Bund, Länder und Sozialversicherung haben sich erstmals auf ein reguläres öffentliches Impfprogramm für Erwachsene in Sachen Influenza geeinigt.
Die Grippe-Impfung wird ab Herbst 2023 für alle ab 18 österreichweit deutlich kostengünstiger angeboten. Zu bezahlen ist dann nur noch die Rezeptgebühr. Das Programm ist zunächst auf zwei Jahre befristet und soll dann evaluiert werden. Gemeinsames Ziel ist eine Ausweitung auch auf andere Impfungen. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) sprach von einem historischen Beschluss und einem Paradigmenwechsel hin zur Vorsorge. Er verwies auf die schlechte Durchimpfungsquote im Vergleich zu anderen Ländern. Nationale Impfprogramme gehörten zum internationalen Standard.
In Österreich liege die Rate in Wien „in Spitzenzeiten“ bei 20 Prozent – wo die Influenzaimpfung bereits gratis ist – , in anderen Bundesländern bei acht bis zehn Prozent. Das Angebot einer bundesweiten Influenza-Impfung sei besonders wichtig etwa zur Entlastung der Spitäler, wenn zum Beispiel eine Grippe- mit einer Corona-Welle zusammentrifft und so hohe Bettenbelegungen die Folge sind. Die Durchimpfungsrate gegen Influenza solle zunächst österreichweit auf zehn Prozent gehoben werden, erläuterte Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Er erwartet einen langsamen und mühsamen Weg, derzeit sei die Quote „furchtbar“. Zum Start sind für die ersten beiden Jahre 35 Millionen Euro budgetiert. Man werde über viele Jahre ebenso geduldig wie beharrlich sein müssen, meinte Hacker. Wegen des langen Vorlaufs bei der Bestellung von Influenza-Impfstoffen ist die Einführung des öffentlichen Impfprogramms für alle Erwachsenen erst ab 2023 möglich. Bereits in der kommenden Saison wird es, wie in den vergangenen beiden Jahren, beschränkte Angebote geben, wie das kostenlose Influenza-Impfprogramm für Kinder und für Menschen in Alters- und Pflegeheimen.
Der stellvertretende Vorsitzende im Dachverband, Peter Lehner, hob hervor, dass die Influenza-Impfung nun auch verpflichtend im Impfpass eingetragen werden soll. Man teile sich die Kosten, alle Bundesländer stehen hinter dem Beschluss, wurde bei einem Pressestatement am Rande einer Sitzung der Bundeszielsteuerungskommission betont. Allerdings bringt das Programm für die Bewohner der Bundeshauptstadt keine Vorteile, denn die Stadt Wien bot zuletzt Gratis-Impfaktionen an. Rauch, Hacker und Lehner dankten der Vorarlberger Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP), der es ganz wesentlich zu verdanken sei, dass es zu einer Einigung gekommen ist. Sie war im ersten Halbjahr Vorsitzende der Landesgesundheitsreferent:innen, da Vorarlberg den Vorsitz der Landeshauptleutekonferenz inne hatte und für das zweite Halbjahr den Vorsitz nun an Wien übergeben hat.
Mit Unverständnis reagiert Erik Randall Huber, Vizepräsident und Obmann der Kurie niedergelassene Ärzte der Ärztekammer für Wien, auf das Ende der Gratis-Grippeimpfaktion in Wien. „Da wird ohne Vorankündigung ein seit zwei Jahren hervorragend laufendes und von der Wiener Bevölkerung gut angenommenes kostenloses Vorsorgeangebot einfach gestoppt und ab 2023 durch ein für die Bürger:innen kostenpflichtiges Programm ersetzt“, warnt Huber. An den Wiener Gesundheitsstadtrat appelliert der Ärztekammer-Vizepräsident, „die Gratis-Impfaktion unbedingt weiterzubehalten.“(red)