Die Anzahl an Menschen mit Adipositas nimmt stetig zu. In Österreich sind rund 1,2 Millionen Menschen betroffen. Nun geben neue Medikamente Hoffnung auf eine nachhaltige Therapie.
Der Trend ist ungebrochen: Auch in Österreich sind immer mehr Menschen von Adipositas betroffen. Allein zwischen 2003 und 2018 ist die Anzahl von jungen Männern mit Adipositas auf mehr als 10 Prozent gestiegen. „Das wissen wir so genau durch einen 15-Jahres-Vergleich beim Bundesheer, bei dem junge Männer auf ihre gesundheitliche Tauglichkeit untersucht werden“, erklärt Johanna Brix, Internistin und Leiterin der Adipositas-Ambulanz der Klinik Landstraße in Wien sowie des Diabeteszentrums Wienerberg. Seit dem Jahr 2000 ist Adipositas von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als chronische Erkrankung anerkannt. Anlässlich des jüngsten Welt-Adipositas Tages am 4. März machte der Wiener Gesundheitsverbund auf seine speziellen Adipositas-Ambulanzen und neue Therapien aufmerksam.
Risikofaktoren für eine Adipositas-Erkrankung sind unter anderem Schlafmangel, Schichtdienst, chronischer Stress, ein Ungleichgewicht der Darmbakterien, wenig körperliche Aktivität aber auch chemische Stoffe wie zum Beispiel aus Weichmachern, die den Hormonhaushalt negativ beeinflussen. Daneben spielt auch das Gehirn – explizit der Hypothalamus – eine entscheidende Rolle. „Um das Überleben auch während einer Dürre oder Kältewelle zu sichern, versucht der Hypothalamus stetig ein einmal erreichtes Höchstgewicht wieder zu erlangen“, erläutert Brix. Dieser Prozess erschwert, nach einer Gewichtsreduktion langfristig das Gewicht zu halten. Im Wiener Gesundheitsverbund gibt es speziell ausgerichtete Adipositas-Ambulanzen für die Diagnose, Behandlung und Betreuung von Adipositas-Patient:innen.
„Adipositas ist eine chronische Erkrankung und daher nicht einfach heilbar, indem man weniger isst. Es braucht einen multidisziplinären Ansatz, der alle Ursachen mitdenkt,“ betont Brix. Hoffnung machen neue effektive Medikamente. „Diese basieren auf Darmhormonen, die das Hungergefühl bremsen, ein Sättigungsgefühl auslösen und den Heißhunger mäßigen“, erläutert Brix. Dadurch kommt es zu einer Gewichtsabnahme. Gleichzeitig beeinflussen diese Medikamente aber auch Begleiterkrankungen, wie zu hohen Blutzucker, Bluthochdruck und Blutfette. Zu diesem Ergebnis kam eine große internationale Studie, unter Teilhabe der Klinik Landstraße. „Das ist eine Revolution. Bislang haben wir diese Medikamente erfolgreich bei der Behandlung von Diabetes mellitus eingesetzt. Jetzt ist aber klar, dass auch Menschen mit Adipositas und einer kardiovaskulären Vorerkrankung davon profitieren“, sagt Brix. Denn auch ihr Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen sinkt unter Einnahme dieser Medikamente. (ehs)