Laut dem Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI), Klaus Markstaller, sind in einigen Regionen, besonders im Osten, Intensivstationen bereits weitgehend oder sogar vollständig ausgelastet. Die Kronenzeitung berichtet bereits von Triagen.
„Wir müssen uns klar machen, dass wir hier über viele einzelne Schicksale sprechen, über Menschen, die vielleicht bald nicht mehr die Behandlung bekommen können, die sie benötigen würden, weil kein Intensivbett für sie frei ist“, sagt Markstaller. Das aktuelle Bild sei eine Konsequenz der Tatsache, dass die Mutation B.1.1.7 zunehmend zur dominierenden Variante wird. Diese sei deutlich infektiöser und zuletzt habe sich auch die Evidenz durch große Studien verdichtet, dass auch das Mortalitätsrisiko signifikant höher ist – im Durchschnitt um etwa 60 Prozent. Dies gehe auch mit schwereren Verläufen bei Personen einher, die bisher nicht als Angehörige von Risikogruppen eingeschätzt wurden.
„Die Patientinnen und Patienten kommen sehr viel rascher nach Auftreten der ersten Symptome auf die Intensivstation, sie sind schwerer krank, und sie sind auch deutlich jünger“, erklärt der ÖGARI-Präsident. Jetzt könne ein schwerer Verlauf wirklich jeden betreffen. Die Vorstellung, nur alte und schwer vorerkrankte Menschen seien gefährdet, stimme jetzt weniger denn je. „Wir unterstützen alles, was dazu geeignet ist, die Zahl der SARS-CoV-2-Neuinfektionen wieder wirksam zu senken und die Infektionsdynamik rasch einzubremsen“, sagte Markstaller. „Welcher Weg dazu auch immer eingeschlagen wird, er muss mit Entschlossenheit gegangen werden.“
Die Wiener Spitäler melden indes neue Höchststände in Sachen Corona-Patienten: In der Klinik Floridsdorf, im AKH und im Krankenhaus Hietzing ist der Intensivbereich schon ausgelastet. In anderen Häusern gebe es noch kleine Puffer. Kapazitäten werden nun etwa dadurch geschaffen, dass Operationen verschoben werden. „Wir sind am Anschlag“, berichtete die Sprecherin. Die Zunahme an Covid-19-Erkrankten sei massiv. Das zeige sich nicht nur bei den Intensiv-, sondern auch bei den Normalbetten. „Die Lage ist schon sehr angespannt, es geht jetzt ans Eingemachte. Die Kapazitäten im Intensivbereich erschöpfen sich zusehends.“ Das Problem sei die dominierende britische Mutation, die dazu führe, dass die Beatmung abseits klassischer Intensivbetten nicht mehr in dem Ausmaß funktioniere – und die Patienten damit häufiger eine voll ausgestattete Intensivstation benötigen würden. Die Kronenzeitung berichtete am Dienstagabend bereits von Triagierungen in Wiens Spitälern. (red/APA)