Die Österreichische Kardiologische Gesellschaft (ÖKG) diskutiert bei ihrer kommenden Jahrestagung über Alter, Onkologie und Digitalisierung. Bei einer Vorabpressekonferenz wurde am Dienstag ein Ausblick gegeben.
„Herz- und Krebserkrankungen stellen die häufigsten Erkrankungen in den Industriestaaten dar. Man hat zunehmend Hinweise dafür, dass sich Tumor- und Herzerkrankungen wechselseitig beeinflussen. So können Tumoren Entzündungsmediatoren produzieren, umgekehrt können bei einer Herzschwäche Entzündungsprozesse das Wachstum von Tumoren fördern“, sagte Jutta Bergler-Klein (MedUni Wien/AKH) vom Programm-Komitee der diesjährigen ÖKG-Jahrestagung. So entwickelten Patienten mit chronischer Herzschwäche doppelt so häufig Krebserkrankungen wie Personen ohne diese Probleme. Dahinter stecken offenbar auf beiden Seiten Entzündungsprozesse, die sonst nicht bemerkt werden. Die dritte Rahmenbedingung ist eine allfällige Krebstherapie. „Eine Kardiotoxizität tritt am häufigsten auf, wenn schon eine vorbestehende Herz-Kreislauf-Erkrankung gegeben ist“, sagte die Expertin. Das ist besonders bei älteren Patienten häufig. Auf der anderen Seite: „Insbesonders junge Patienten mit Krebserkrankungen zeigen in weiterer Folge mit einer Häufigkeit von eins zu zehn auch Herzerkrankungen.“ Wichtig wäre laut Bergler-Klein vor allem eine kardiologische Statuserhebung mit EKG, Ultraschall und Laboruntersuchungen (Tests auf Troponin und BNP als Marker von möglichen Herzmuskelproblemen) vor oder zumindest bei Beginn einer onkologischen Therapie. Gleichzeitig sollte dieses Monitoring längerfristig und engmaschig aufrechterhalten werden.
Die diesjährige Jahrestagung der ÖKG bringt aber noch weit mehr: Sie wird mit dem Leitthema „Alte Herzen – Neue Perspektiven“ zwischen 27. und 29. Mai stattfinden, erklärte Prim. Univ.-Prof. Dr. Peter Siostrzonek (Ordensklinikum Linz), Präsident der ÖKG am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz. Zu den Highlights werden neben der „Kardio-Onkologie“, die thematischen Schwerpunkte „Digital Health“ und „Herzmedizin im Alter“ zählen. Tiefe Einblicke gibt es in die Grundlagenforschung – von der Fähigkeit von Gefäßen, sich zu verjüngen („vascular rejuvenation“) über die Regenerationsfähigkeit des Herzens bis zur Zellalterung. Komplexe Themen wie die Auswirkung des Alterns auf klinische Besonderheiten – etwa in der Intensivtherapie, der Antikoagulation, bei Herzklappenerkrankungen oder auch im Umgang mit Herzinsuffizienz – werden ins Zentrum der Diskussion gerückt. Ebenso werden für Kardiologen relevante ethische Fragen und Entscheidungen Teil des Spannungsbogens. Zu den weiteren Highlights wird die Verleihung des Österreichischen Kardiologenpreises zählen.
Programmdetails unter: http://www.atcardio.at/fileadmin/images/OEKG21_Vorprogramm.pdf