Ab 1. April wird das Primärversorgungszentrum St. Pölten auch an den Wochenenden besetzt. Und dies das ganze Jahr hindurch.
Fehlende Ärzt:innen, unbesetzte Ordinationen und keine ausreichende Primärversorgung am Wochenende – in ganz Österreich wird über diese Herausforderungen diskutiert und gefachsimpelt. Jetzt gibt es offenbar einen Tabubruch: Ein Primärversorgungszentrum (PVZ) in der niederösterreichischen Hauptstadt St. Pölten geht andere Wege. Das PVZ St. Pölten hat ab 1. April auch an den Wochenenden geöffnet, und zwar 365 Tage im Jahr. „Nur Jammern hilft nicht, man muss auch etwas tun. Wir wollen eine Vorreiterrolle einnehmen und zeigen, dass es auch so funktioniert“, sagt Rafael Pichler, Allgemeinmediziner und einer von vier Gesellschafter:innen des PVZ St. Pölten.
Um die Dienste besetzen zu können, wurde in den vergangenen Wochen und Monaten ein Vertreter:innenpool aufgebaut. Am Wochenende können alle, die wollen, von 8 bis 14 Uhr Bereitschaftsdienst machen. Zusätzlich zu den Mitarbeiter:innen müssen zwei Ärzt:innen anwesend sein. „Was für uns ganz wichtig war, ist die Unterscheidung zwischen Bereitschaftsdienst am Wochenende und den regulären Öffnungszeiten unter der Woche. Bereitschaftsdienst bedeutet, dass niemand der Gesellschafter:innen da sein muss“, erklärt Pichler. Gemeinsam mit den rund 12 Vertretungen werden die Dienste nun aufgeteilt.
Bereits im Juli 2022 startete das PVZ ein Pilotprojekt und Zeitliche Flexibilität ist dabei laut Pichler ein großer Vorteil. Kann eine Ärztin oder ein Arzt oder sonst jemand aus dem Team wegen der Kinderbetreuung nur zwei, drei Stunden am Vormittag, wird darauf Rücksicht genommen. Außerdem seien die Wochenenddienste gut bezahlt und man könne eine bereits vorhandene Infrastruktur bieten. „Ich glaube, dass wir mit diesem System, dass die Infrastruktur gestellt ist, mehr Ärzt:innen ansprechen“, meint der Allgemeinmediziner. Es bestünde außerdem die Möglichkeit, dass Kolleg:innen, die das Projekt von Anfang an mitbegleiten, irgendwann als Gesellschafter:innen einsteigen.
Pichler und sein Team hoffen, dass weitere Primärversorgungseinheiten oder „sonstige Institutionen“ ihrem Beispiel folgen. „Im besten Fall gibt es an leicht erreichbaren Orten eine Institution, wo Patient:innen dann wissen, die haben jeden Samstag von bis geöffnet. Das wäre niederschwellig und würde für die Patient:innen, um die es ja geht, viele Vorteile bringen“, fasst Pichler zusammen. (kagr)