Anlässlich des aktuell stattfindenden Psychiatriekongresses warnen Expert:innen vor den Auswirkungen der Klimakrise auf die psychische Gesundheit.
Die 24. Jahrestagung der Österreichischen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik (ÖGPP) beschäftigt sich heuer unter anderem mit den Auswirkungen der Klimakrise auf die Psyche. „Aktuelle Daten zeigen einen direkten Zusammenhang zwischen Suizidalität und Temperaturanstieg. Bereits der Anstieg von einem Grad korreliert mit einer signifikanten Erhöhung suizidalen Verhaltens“, erklärt Margit Wrobel, Psychiaterin und Eröffnungsrednerin am diesjährigen Kongress, der von 24.-27. April in Wien stattfindet. Der nun zu beobachtende Anstieg der Umgebungstemperatur scheine die psychische Gesundheit über verschiedene Mechanismen zu beeinflussen. So können zum Beispiel physiologische Reaktionen des Körpers zu einer Veränderung des Serotoninspiegels führen, einer körpereigenen Substanz mit signifikanter Auswirkung auf unsere Stimmung. Schlafmangel beeinflusst die kognitiven Funktionen direkt.
Soziale Folgen aufgrund der Klimakrise werden ebenfalls Thema beim Kongress sein, darunter beispielsweise vermehrte Aggressionsereignisse oder vermehrter Alkoholkonsum aufgrund wirtschaftlicher Belastungsfaktoren. Studiendaten zeigen laut ÖGPP außerdem, dass es in den Hitzeperioden zu einem vermehrten Aufsuchen psychiatrischer Einrichtungen beziehungsweise stationären Aufnahmen kommt. „Wir brauchen nicht nur gesundheitspolitische Rahmenbedingungen, die die Auswirkungen des Klimawandels auf unsere psychische Gesundheit direkt berücksichtigen, sondern wir müssen vor allem auch aktiv besonders vulnerable Gruppen unserer Gesellschaft schützen“, fordert ÖGPP-Präsident Martin Aigner. Die wissenschaftliche Analyse aktueller Gesundheitsdaten habe nämlich gezeigt, dass gerade auch psychiatrische Patient:innen zu einer besonders vulnerablen Gruppe gezählt werden müssen. Beim Psychiatriekongress tauschen sich über 600 Psychiater:innen aus ganz Österreich über adäquate medizinische aber auch versorgungsrelevante Strategien zur Bewältigung dieser zukünftigen Herausforderungen im Gesundheitsbereich aus. (red)