Könnte Typ-1-Diabetes bald heilbar sein?

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Im Bereich der Diabetes-Forschung gibt es einen großen Durchbruch, der Hoffnung auf eine baldige Heilung von Typ-1-Diabetes macht. 

Erstmals ist es Wissenschaftler:innen gelungen, einem Patienten mit Typ-1-Diabetes Insulin-produzierende Zellen eines Spenders zu transplantieren, die keine Abstoßungsreaktion hervorrufen. Die Zellen, die aus der Bauchspeicheldrüse stammten und mithilfe der Genschere CRISPR-Cas9 modifiziert wurden, haben bereits vier Wochen Beobachtungszeit überlebt – ohne Gabe von Immunsuppressiva. Das gaben die schwedische Universität Uppsala und das US-Biotech-Unternehmen Sana bekannt, die gemeinsam an der mit dem Eingriff verbundenen Studie arbeiten. Durch die Transplantation kam es beim Patienten zu einem Anstieg des C-Peptids im Blut, der ein Marker für die körpereigene Insulinproduktion ist. Einerseits hätten die transplantierten Zellen auf Nahrungszufuhr für den Patienten mit einer erhöhten Insulinproduktion reagiert. Andererseits konnten die Forschenden per Magnetresonanztomografie „Überlebenssignale“ der transplantierten Zellen registrieren. Komplikationen oder Nebenwirkungen seien nicht aufgetreten. 

Die Transplantation fand im Rahmen einer Studie der Universität Uppsala statt. Das Biotech-Unternehmen Sana entwickelte dafür „hypoimmune“ Insulin-produzierende Zellen aus der Bauchspeicheldrüse von Spender:innen, die dank einer Anpassung durch die Genschere keine Abstoßungsreaktion auslösen. Dies funktionierte über das Ausschalten von Gewebemerkmalen, welche die Zellen für das Immunsystem des Empfängers „fremd“ erscheinen lassen. Nicht bekannt ist bisher, wie stark bei dem behandelten Patienten eine Insulinproduktion durch die genetisch veränderten Inselzellen wieder in Gang gekommen ist. Details sollen in einer Fachpublikation veröffentlicht werden. Das Ziel – und damit ein Riesenerfolg – wäre, dass Typ-1-Diabetiker:innen kein Insulin mehr spritzen müssen. 

In einem Tiermodell hatte die Transplantation solcher Inselzellen sogar über die Artengrenze von zwei Makaken-Affen (Rhesus/Java) hinweg funktioniert und sechs Monate lang künstlich verursachten Typ-1-Diabetes geheilt, berichteten die Sana-Wissenschaftler:innen vergangenes Jahr in der Fachzeitschrift „Cell Stem Cell“. Seit Jahren wird versucht, Typ-1-Diabetes, bei dem die Betroffenen sofort mit Ausbruch der Erkrankung auf Insulininjektionen angewiesen sind, zu heilen. Der beste Weg dazu wäre wohl die Transplantation von Insulin-produzierenden Zellen, welche das für den Zuckerstoffwechsel entscheidende Hormon wieder bereitstellen können. Bisher mussten aber alle Patient:innen, die gespendete Inselzellen bekamen, zur Verhinderung einer Abstoßungsreaktion so behandelt werden, wie andere Organtransplantierte: lebenslang mit starken, die Immunabwehr beträchtlich schwächenden Medikamenten mit möglichen schweren Langzeitkomplikationen. (red/APA)