Immer öfters ist nun von Ländervertretern zu hören, dass sie zu wenig vorbereitet waren auf eine zweite Infektionswelle. Ob sie deshalb die Massentests schaffen, bleibt abzuwarten.
Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP) gibt sich in Sachen Corona-Management kritisch. Die Politik müsse „den Vorwurf hinnehmen, dass sie die zweite Welle in der Form nicht richtig eingeschätzt hat“, sagte er im Interview mit der „Tiroler Tageszeitung“ (Sonntag-Ausgabe). „Es fällt mir kein Zacken aus der Krone, das einzugestehen.“ Angesprochen auf das Krisenmanagement der türkis-grünen Regierung meinte Schützenhöfer: „Der junge Kanzler macht die Sache gut. Er hört ja auch auf Fachleute.“
Nicht ganz so gut machen das aber die Bundesländer. Um etwa das wichtige Contact tracing zu schaffen bräuchte es auf der Basis von WHO-Empfehlungen rund 11.000 Personen bundesweit. Tatsächlich stehen in Ländern und Kommunen derzeit aber nur maximal 5000 Personen zur Verfügung. Mehrere Bundesländer haben sich zudem bereits darauf verständigt, statt PCR-Tests nur noch Antigentests zu machen und positive Personen dann in Quarantäne zu schicken.
Auch im Hinblick auf medizinisches und pflegerisches Personal ist es in den Ländern eng. In der Steiermark wurde nun bekannt, dass das Bundesheer die Betreuung in einem Pflegeheim übernimmt. Im Seniorenpflegeheim St. Lorenzen im Mürztal wurden 36 der 40 Bewohner positiv auf das Coronavirus getestet, das sind 90 Prozent. Zusätzlich sind drei Viertel des Pflegepersonals positiv oder als Kontaktpersonen der Kategorie 1 in Quarantäne. Das Bundesheer werde ab Montag mit zumindest acht diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegepersonen aus dem Sanitätszentrum Graz und mit drei weiteren medizinischen Fachkräften die Betreuung der Bewohner aufrechterhalten, teilte das Heer mit. Es wird sich zeigen, ob die Länder die geplanten Massentests schaffen. In jedem Fall sollten sie nicht zu gut sein, Bundeshilfe zu holen und vor allem auch Ratschläge anzunehmen. (rüm)